Brasilien
03.09 - 23.09.1994
Anregungen
und Kritik bitte an : mail@dieterkoeller.de
oder
besuche mich unter www.dieterkoeller.de
03.09.
Diese Reise beginnt mit einer mehr oder weniger ereignislosen Zugfahrt nach Frankfurt. Hier besteige ich die S-Bahn, fahre nach Wiesbaden und begebe mich in die dortige Jugendherberge - denn dies ist mal wieder eine Jugendherbergsreise und hier trifft sich die Reisegruppe zu einem Vorbereitungstreffen.
Nach und nach trudeln die einzelnen Teilnehmer ein, checken die Zimmer und treffen sich.
Viel vorzubereiten gibt es allerdings nicht, was diesen Tag so ziemlich überflüssig macht. Man lernt sich eben etwas früher kennen, schlägt noch einen weiteren halben Tag in Mainz tot, um am ...
04.09.
... endlich die Reise zu
beginnen.
Die erste Etappe ist recht kurz. Die Maschine der Alitalia nach Rom ist nur halbvoll - beim Start müssen die Passagiere gleichmäßig auf die Maschine verteilt werden. In Rom ist es diesig, der Aufenthalt geht recht schnell vorbei (schnell noch in den Duty-Free für einen angemessenen Zigarettenvorrat) und ab gehts.
Die 747 nach Rio ist recht voll, ich sitze recht gut, werde am laufenden Band von meinem Sitznachbar mit Gin-Tonic versorgt. Deshalb kriege ich reichlich wenig vom Kinofilm "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" und gar nix vom folgenden Film mit. Ich schlafe prächtig.
05.09.
Früh morgens landen wir in Rio. Es wird gerade hell. Die Einreise ist Routine und das Gepäck ist vollständig.
Vor dem International Airport wartet bereits ein Bus, der uns über eine Art Highway, teilweise durch lange Tunnels ins Zentrum bringt. Vom Zentrum kann man in Rio schwer sprechen, sagen wir lieber zu einem zentralen Stadtteil, nach Botafogo.
Hier steht eine ansprechende Villa, recht neu renoviert - eine der hiesigen Jugendherbergen. Die Leute sind sehr nett, die Zimmer großzügig mit Betten vollgestellt. Macht alles nichts - erstmal duschen. Auf dem Dach gibt es Frühstück, der Himmel ist klar und vom Corcovado grüßt uns Jesus persönlich.
Der Corcovado ist das eigentliche Wahrzeichen Rios, denn er ist von überall zu sehen und hilft uns Touristen bei der Orientierung.
Nach dem Essen geht es erst mal auf Erkundung ab in die City. Die Straßen sind laut, die Luft ist nicht mehr die Beste aber es ist ganz einfach sich zu orientieren. Immer der Nase nach und die führt Richtung Wasser.
Irgendwann lande ich an einer kleinen Bucht links vom Pao de Acuzar (Zuckerhut). Rio ist geprägt durch eine Ansammlung von kleinen Buchten, die sich links und rechts vom Zuckerhut sammeln.
An der "Copacabööhna"
Hier treffe ich den größten
Teil der Gruppe wieder. Wir beschliessen die Copacabana zu besuchen. Alle
steigen in einen Linienbus, von dem wir annehmen, daß er die richtige Richtung
nimmt. Das ganze wird etwas chaotisch, weil wir hierzu verdammt kleines Kleingeld
brauchen und alle mit großem Geld winken. Typisch Touris.
Die Copacabana ist fast
Menschenleer, hie und da stolziert oder räkelt sich die eine oder andere
Tangalilly - den Zimmerschlüssel immer gut sichtbar.
Wir essen und trinken etwas
und gucken.
Die Copacabana ist gesäumt von
Hotels und Geschäftshäusern. Vor einem Gebäude der Fa. H.Stern werden wir
angesprochen, uns Edelsteine anzusehen und eine Edelsteinschleiferei zu
besichtigen.
Wir treten ein, und werden von
einer vornehmen, alten Dame begrüßt, die uns entsprechende Gutscheine übergibt,
die wir versprechen am Ende der Reise auch einzulösen.
Sie gehört vermutlich zu
dieser Familie Stern, die in dreißiger Jahren nach Südamerika emigrieren mußte.
Jetzt sind sie im Edelsteinhandel tätig, einem der Aktivposten der
brasilianischen Wirtschaft.
Mit einem Bus, der in weitem
Bogen über Ipanema (einem weiteren berühmten Strand) nach Botafago fährt,
schaffen wir es gerade noch rechtzeitig zur Jugendherberge, wo bereits (...seit
Stunden ?) ein Bus für die organisierte Stadtrundfahrt wartet.
Wir fahren zuerst durch einen
langen Tunnel, übrigens einer von sehr vielen, die die einzelnen Teile Rios,
die durch Berge getrennt sind, verbinden, zur Talstation einer Zahnradbahn. Es
geht aufwärts zum Corcovado. Eine junge Frau steigt zu und photographiert uns
alle.
Irgendwann oben angelangt,
befinden wir uns in einer dichten Wolkendecke.
Das einzige, was wir vom Jesus zu sehen bekommen sind seine Füße. Und riesige Motten, die etwas orientierungslos herumflattern oder zum Bestaunen auf dem Boden verweilen.
Der Jesus auf dem Corcovado
In einem Cafe gibts es eine
Cola und gelegentlich reißt der Wind ein kleines Loch in die Wolken und
offenbart uns ganz kurz etwas Jesus.
Etwas entäuscht gehen wir zur
Bergstation der Zahnradbahn. Hier finden wir unsere Konterfeis, auf Teller
geklebt, zum Verkauf wieder. Dies ist eine beliebte Touri-Kiste hier in
.
Unten angelangt geht es weiter
mit dem Bus zur Copacabana (unsere hiesige Ortskundige, Tatjana, spricht immer
von "Copacabööhna") und nach Ipanema und Leblon, einem weiterem
Strand weiter südlich.
Nachdem wir an einer der
größten Favelas (Slum) vorbeigefahren sind, landen wir in Sao Conrado, wo die
größten und teuersten Hotels stehen.
Hier sind Drachenflieger, die von einem nahen Tafelberg abspringen.
Eigentlich sollen wir
sozusagen die Perlen Rios sehen, allerdings sieht ein Strand aus wie der andere
und das Wetter will auch nicht so recht.
Nur auf dem Rückweg, als wir
noch in der Dämmerung kurz an der Copacabana halten und die Beleuchtung angeht
und in dem Wolkenspiel der Zuckerhut zu sehen ist, ahnen wir etwas von dem
Glanz Rios.
Abends in der Jugendherberge
essen wir fein auf der Dachterasse, trinken das eine oder andere Bier und
fallen recht müde ins Bett.
Wir "Jungs" schlafen
in einem 7-Bett-Zimmer mit 6 Leuten, einem Duft von 12 und einem Schnarchlärm
von 24. Zum Glück kriegen wir irgendwann das Fenster auf und ich danke der Fa.
Beiersdorf für die Erfindung von Lärmstop.
06.09.
Gut geschlafen und toll auf
dem Dach gefrühstückt. Jesus auf dem Corcovado tut so. als wenn nix wär.
Da wir ewig lange nicht mehr
in einem Flieger gesessen sind, geht es direkt durch den dichten Berufsverkehr
zum Flughafen. Die Formalitäten sind Routine, außer, daß wir jetzt erfahren,
daß wir alle Nase lang Flughafensteuer bezahlen dürfen. Die Kosten hatte
niemand eingeplant.
Es geht mit einem Zwischenstop
in Sao Paulo nach Foz do Iguacu. Die Sicht und das Wetter sind gut. Man sieht
die rote Erde und die dichte Dunstschicht über Sao Paulo (dichter als
Mexico-City).
Der Aufenthalt in Sao Paulo
ist geprägt durch eine wilde Sucherei nach dem Gate für Iguacu und der
kurzweiligen Schäkerei außerhalb des Flughafengebäudes mit Kati.
Endlich geht es weiter, die
Wolken nehmen etwas zu.
Als wir unserem Ziel
näherkommen bemerke ich gegenüber meinem brasilianischem Sitznachbar, daß der
Pilot doch ruhig eine Ehrenrunde über den Wasserfällen drehen könnte, weil -
ich liebe Wasserfälle.
Marcelo Sales, seines Zeichens
Ingenieur aus Sao Paulo, steht auf und macht sich auf dem Weg zur
Pilotenkanzel.
Über Iguacu dreht das Flugzeug
eine großzügige Schleife über den Wasserfällen. Uns stockt der Atem, so etwas
Schönes und Imposantes kriegt man nicht alle Tage zu sehen. Diesen Anblick
werden wir alle nie vergessen. Über ein sehr großes Gebiet stürzt der Fluß
Iguacu wie in einem großen Strudel in einen Schlund, über den sich ein
riesiger, leuchtend bunter Regenbogen erhebt.
Sichtlich beeindruckt landen
wir auf dem kleinen Flughafen von Iguacu.
Es regnet leicht. Das einzige
Stück Gepäck was fehlt, ist ein Schuh von Angelika.
Es empfängt uns Paolo, ein strohblonder
Brasilianer, der von den Einheimischen "Ole" genannt wird, und bringt
uns mit einem Bus ins Hotel Carima.
Dies ist ein riesiger
Schuppen, angeblich das viertgrößte Hotel s. Die Empfangshalle ist
übermäßig groß, mit zwei Rezeptionen getrennt zum Ein- und Ausschecken.
Wir werden
alle auf
3-Bett-Zimmer aufgeteilt, dem übliche Standard hier.
Die Zimmer sind recht dunkel
und leicht heruntergekommen. Die ganze Hotelanlage ist flach und weiträumig
angelegt. Es gibt kleinere Orientierungsprobleme.
Den Tag vertrödeln wir im
Hotel, der nächste Ort ist schwer zu Fuß errreichbar. Abends gibt es Buffet und
(davor und danach) geht es an die Bar auf den einen oder anderen Caipirina, dem
hiesigen Nationalgetränk.
Draußen regnets noch immer und
es gibt Gewitter. Am einsamen Pool unter einem Dach ist es aber gut
auszuhalten.
07.09.
Das Wetter ist naß.
Die Wasserfälle von Iguacu
gehören zum größten Teil Argentinien und sind von aus am besten zu
sehen. Sie sind riesig, laut und grandios. Es führt ein Weg entlang bis fast
auf Greifnähe zum "Gorge de Diabolo", dem Teufelsschlund. Hier ist
ein Aussichtsturm, der einen unverbaubaren Blick auf die Fälle preisgibt.
Unterwegs lassen sich
zahlreiche kleine, zahme Nasenbären von den hunderten von Touris füttern.
Für diese Tour sollte man auch bei schönem Wetter etwas regenfestes Zeug mitnehmen - man wird in jedem Fall naß. Die Tosenden Fälle von Iguacu
Auf dem Rückweg zu Hotel teilt
sich die Gruppe.
Die einen fahren zum Trocknen
zurück und der größte Teil legt ein paar Dollar drauf, für eine
"Regenwaldsafari" mit kleiner Bootstour.
Mit Jeeps mit Anhänger fahren
wir tief in eine Wald, bekommen einige
Erklärungen über Flora und Fauna zu hören, gehen später zu Fuß weiter und
landen bei strömendem Regen am Iguacu. Der Fluß hat gerade seinen Sturz am
Gorge hinter sich und besteht nur aus weißem Schaum, der an vielen Stellen von
spitzen Felsen zerteilt wird.
Unten am Fluß liegen, ein
bißchen verloren, zwei Schlauchboote.
Wir steigen hinab, kriegen
Schwimmwesten verpasst und steigen in eins der Schlauchboote.
Die "kleine
Bootstour" entpuppt sich als Wild-Water-Tour in die Wasserfälle. Der
Bootsführer läßt seine beiden 125 PS-Außenborder aufheulen und kämpft sich
gegen die Strömung voran. Diese Tour erfordert äußerste Konzentration, da
ständig spitze Felsen aus dem Nichts auftauchen und wilde Strudel und Stömungen
erzeugen. So geht es mühsam im Slalom
durch die Stromschnellen vorwärts. Alle halten sich irgendwie fest. Die wenigen
gewagten Photographierversuche gefährden eher die Kamera; die Wilheit und das
Chaos kann man nicht einfangen. Später sieht das nämlich absolut langweilig
aus, weil bei kurzen Belichtungszeiten das Wasser völlig ruhig ist.
Rechts von uns stürzen einige
kleine Fälle auf einem Meter Entfernung hinab. Durch den Regen, die Gischt und
die ständigen Brecher erkennt man mühsam den Teufelsschlund. Irgendwann wird
die Gegenkraft so groß, daß der Bootsführer mit einer scharfen Rechtskurve
direkt durch einen der Hauptstürze hindurch abdrehen muß um überhaupt noch
manövrieren zu können. Spätestens jetzt sind wir so naß, trotz Regenkleidung,
wie wir es im Leben nie wieder sein werden.
Mit einem Affenzahn, wegen der
Strömung, landen wir später naß, erschöpft, aber glücklich wie die Könige am
Bootsanleger.
Es folgt die obligatorische
"Zigarette danach".
Wir klettern in die
bereitgestellten Jeeps, kümmern uns nicht um den Regen und fahren heim.
In den Zimmern hängen an allen
möglichen Haken und Leinen unsere durchgeweichten Klamotten. Wer weiß, wann die
wieder trocken werden.
Der Rest des Tages wird
irgendwie totgeschlagen. Ich entdecke auf dem Hotelgelände einen kleinen Zoo,
wo viele Tiere s zu sehen sind.
Am schönsten sind die bunten
Vögel. Auf einer kleinen Insel haust
eine Affenkolonie.
Der Abend verlief wie gestern,
außer daß wir in den Erinnerungen des heutigen Tages schwelgen.
08.09.
Mit einem Bus überqueren wir
einen Grenzübergang in der Nähe vom Hotel, quasi ohne Kontrollen, und ereichen
die argentinische Seite der Wasserfälle. Hier kann man oberhalb der Seitenfälle
- mit Blick nach unten - entlanglaufen. Es ist, als ob man andere Wasserfälle
besichtigt. Weiter hinten sehen wir ein Schlauchboot Richtung Teufelsschlund
fahren.
Ein weiterer Pfad führt durch
üppige Vegetation an kleinen Fällen entlang über mal matschige, mal gute Wege.
Hier möchte man lange verweilen und den Gesamteindruck auf sich wirken lassen.
Hier verteilen sich auch die vielen Touris besser als auf der anderen Seite.
Das Wetter wird besser. Auf
einer weitläufigen Freifläche steht eine
Aussichtsturm, ein Leuchtturm. Die Sicht über das gesamte
Wasserfallgebiet ist gewaltig.
Wieder zurück in
nehmen wir in Foz do Iguacu ein opulentes Mahl zu uns. Anschließend machen wir
uns selbstständig und überlassen Paolo, unseren Ortskundigen, seinem Schicksal.
Wir wollen die Stadt in
Augenschein nehmen.
Foz do Iguacu ist keine
besonders interessante Stadt. Es gibt sie nur wegen der Wasserfälle und wegen
des nahen Wasserkraftwerkes. Es ist nix los. Wir laufen viel herum und machen
uns auf dem Heimweg.
Es stellt sich aber als nicht
allzu einfach heraus, einen Bus zurück zu finden. Nachdem wir das größte Stück
zu Fuß geschafft haben, kommt einer.
Da es tagsüber warm war ist es
Abends a...kalt.
09.09.
Die Brücke über den Rio Parana
Paolos Angebot, für 35$ einen
Ausflug zum nahen Wasserkraftwerk von Itaipu und in die paraguayanische Stadt
Ciudad del Este zu machen schlagen wir kollektiv aus.
Alle machen sich irgendwie
alleine mit dem Bus auf den Weg.
Kati und ich fahren direkt
nach Ciudad del Este.
Diese Stadt, die früher mal
"Ciudad Alfredo Stroessner" hieß, liegt gegenüber Foz do Iguacu am
Rio Parana, von dem der Fluß Iguacu abzweigt um sich an den Fällen in die Tiefe
zu stürzen.
Beide Städte verbindet eine
Brücke über den sich eine nicht enden wollende Auto- und Menschenkarawane -
einer Völkerwanderung gleich - in beiden Richtungen qält.weg Autos und Menschen
voll bepackt sind, denn Ciudad del Este ist eine Freihandelszone für Billigware
aus Fernost und anderswo.
So werden hier fast
ausschließlich Konsumgüter verramscht - es sieht aus wie in einem einzigen
Einkaufszentrum. Ganze Straßenzüge ersticken im Verpackungsmüll und überall
gibt es billige Nylontaschen um den ganzen Ramsch wegzuschaffen.
Zumindest finde ich hier meine
Zigarettenmarke zu einem Dumpingpreis und schaffe gleich zwei Stangen weg.
Der Renner sind hier übrigens
Bundles aus Musikkassetten und Kondomen für 5$.
Diese Stadt hat auch schöne
Seiten. Am Busbahnhof wirken die Menschen recht normal und die bunten Busse
laden ein, einfach und auf eigene Faust ins Land zu fahren. Das bunte Treiben
hier hat eine fast beruhigende Wirkung.
In der Nähe ist ein kleiner
See. Hier ist kein Mensch, die Häuser sind sehr schön - hier leben die Reichen.
Lange verweilen kann man hier nicht, weil ziemlich große Waldameisen hier ihr
wichtiges Tagewerk verrichten.
Reichlich erschlagen machen
wir uns auf den Rückweg, reihen uns in die Schlange der Ramschkonsumenten ein
und erreichen wieder .
Die Busverbindung zum Hotel
klappt besser, nachdem wir uns noch in einem Supermarkt mit einheimischem Wein
versorgt haben.
Der Busbahnhof von Ciudad del Este
Heute klappt es endlich mit
dem eigenen Zimmer (freu freu). Der Portier feixt sich einen und macht alles
unter der Hand.
Tatsächlich ist der Wein
ungenießbar (obwohl es hier gute Weine geben soll), und die Klimaanlage und der
Kühlschrank machen einen unromantischen Höllenlärm.
Nachdem wir beides
abgeschaltet hatten (dies ging beim Kühlschrank nur durch Abschalten der
Sicherung) war später durch den abgetauten Kühlschrank das Zimmer leicht
überschwemmt und die Auslegeware völlig aufgeweicht.
der Aeropurto von Iguacu
10.09.
Den Vormittag verbringen wir
am Pool. Endlich Zeit für die ersten Postkarten nach Hause.
Paolo bringt uns mit dem Bus
zum Flughafen. Schnell noch etwas Geld wechseln und ab gehts zurück nach Sao
Paulo.
Die Wartezeit ist sehr lang.
Draußen wie drinnen ist es kalt und es bahnt sich eine ernsthafte Erkältung an.
Der Flug nach Belo Horizonte
geht erst steil nach oben und ab dann nur noch abwärts. Die Landung ist so
hart, daß diverse Plastikverkleidungen und eine Vorhangstange herunterfallen.
Der hiesige Ortskundige heißt
Andreas. Er kann etwas Englisch und das war`s.
Die Fahrt zur JH ist lang -
wir kommen mitten in der Nacht an. Die Zimmer sind klein, wir schlafen in
8-Bettzimmern. Wir fallen nur noch ins Bett und schlafen fest. Mein Bett liegt
oben und am Fenster - das beste Bett wie ich meine.
11.09.
Das Beste an Belo Horizonte
ist die Umgebung. Unser Ausflug führt uns nach Congonhas. Hier gibt es unter
anderem eine berühmte Kirche zu besichtigen.
Andreas ist leider entgangen,
daß an diesem Wochenende eine Prozession im Gange ist, und Himmel und Menschen
kilometerweit Schlange stehen um die Füße eines Heiligen zu küssen. Es ist kein
Durchkommen möglich.
Straßenszene in Ouro Preto
Nach langen Diskussionen
entschliessen wir uns, direkt nach Ouro Preto durchzustarten.
Diese Perle s gehört
zum Kulturerbe der Menschheit und ist eine alte portugiesische Gold- und
Edelsteinstadt. Zuerst besichtigenwir das mineralogische Museum. Nachdem wir
dies endlich hinter uns gebracht haben geht es in die Stadt. In einem Touri-Restaurant
gibt es Essen - ziemlich schlecht.
Das Flair der Stadt ist
typisch portugiesisch, die Bauten sind original alt und liegen in ein Tal
eingebettet.
Da hier die mineralogische
Fakultät der Universität von Belo Horizonte residiert, sind hier viele
Studenten.
Wir besuchen ein Museum in dem
Werke eines berühmten brasilianischen Bildhauers, im Volksmund
"Krüppelchen" genannt, ausgestellt sind. Leider sind es nur religiöse
Motive, die auf die Dauer langweilig wirken.
Anschließend sehen wir eine
der berühmtesten Kirchen der Stadt. Die restliche Zeit verbringen wir mit
Shopping. Überall sind Stände an denen Steinskulpturen verkauft werden.
Meistens billig und einfallslos wie ewig gleiche Pyramiden oder ewig gleiche "moderne"
Kunst. Langweilig.
Erst am Busbahnhof gelingt mir
ein Schnäppchen, in dem ich eine Skulptur entdecke die bei keinem anderen zu
finden war. Nebenbei sieht sie auch gut aus.
Blick über Ouro Preto
Andreas hat derweil sein
Programm durchgezogen und fährt pünktlich ab. In der Abenddämmerung geht es
durch die Berge unter einem wunderschönen gelb-orangenen Abendhimmel zurück
nach Belo Horizonte. Im Randbezirk der Stadt steht ein mächtiges Einkaufszentrum
mit einer Filiale von C&A.
Den Abend verbringen wir in
der JH - die Nacht wird gut.
12.09.
Diesen Tag haben wir wieder
zur freien Verfügung. Wir beschliessen die Stadt Mariana zu besichtigen.
Mariana
Mit einem Linienbus fahren wir
ins Zentrum und finden irgendwie den Busbahnhof. Wir kaufen preiswerte Tickets
und fahren mit einem bequemen Bus durch die Berge, über Ouro Preto etwa drei
Stunden nach Mariana.
Diese Stadt ist ebenso alt wie
Ouro Preto, weniger berühmt und viel ruhiger, beschaulicher und eigentlich
schöner.
Am Busbahnhof steht ein
ausgedienter Bahnhof mit vielen Gleisen und einer alten Dampflok im Schuppen.
Diese Anlage wird schon lange nicht mehr benutzt und wirkt sehr museal.
In einem Restaurant an einem
kleinen Park essen wir gnadenlos billig und gut. Im Park sitzen einige Rentner
und geniessen die Ruhe. Mariana strahlt mit seinen Menschen, Parks und alten
Gebäuden eine Ruhe aus, die zu einem längerem Verweilen einlädt.
Der alte Bahnhof von Mariana
Die Rückfahrt ist Nebensache,
weil sie die gleiche wie gestern ist. Unter dem gleichen Abendhimmel wirkt sie
aber sehr romantisch.
Abends essen wir mit der
Gruppe und mixen uns die verrücktesten Getränke - es sollte Caipirinha werden
(dabei geht sogar der Korn aus meinem Flachmann bei drauf).
Danach gibt es reichlich
Diskussionen über den Zustand der Welt (nachdem wir in einer Kneipe eines
Erdnüsse verkaufenden Jungen und eines Bonbons verkaufenden Mädchens ansichtig
werden) und echte Caipirina. Ich halte den Rekord, weil ich nach vier Gläsern
noch gerade laufen kann.
13.09.
Ich habe einen Kater.
Wir suchen uns einen Bus und
fahren zum Mangabeiras, einem großen Park auf einer Anhöhe mit Blick auf Belo
Horizonte. Typisch tourimäßig gehen wir zu Fuß bergauf, während uns dauernd
irgendwelche Park-Autos überholen.
Oben ist eine Anlage, die dem
Wochendendvergnügen der Menschen hier dient. Und hier oben laufen 25 Mädchen im
"kleinen Schwarzen" herum, die sich für einen Modelwettbewerb
bewerben. Mein Kater ist verschwunden, ich werde unruhig. Irgendwann schaffe
ich es Kontakt zu den Mädels
aufzunehmen. Wir verstehen und prächtig, machen Photos, nach einer Stunde bin
ich durch - Kati ist sauer.
17 von 25 zwischen 14 und 24
Wir gehen wieder runter in
Richtung City. Unterwegs machen wir an einem kleinen beschaulichen See eine
Pause.
Unten angekommen gehts es mit
dem Bus weiter in den Trubel der City. Belo Horizonte ist voller Autos und
Menschen - eine typisch ruhelose Millionenstadt. Der einzige Ruhepunkt ist eine
Art Stadtpark.
Hier liegen oft die Schulen in
Parknähe, da das Areal auch als Sportplatz oder ähnliches genutzt werden kann.
Spielende Kinder im Park
So finden wir auch sehr viele
Kinder hier.
Allerdings habe ich den
Eindruck, daß der Park für Touristen nicht ganz sicher ist, so habe ich einen
besonderen Blick auf meinen Rucksack.
Auf der Rückfahrt zur JH
steigt eine zerlumpter Junge in den Bus und sagt ein Gedicht auf. Es ist der
ärmste Junge, den wir bis jetzt gesehen haben.
Abends gehts wieder Richtung
Airport.
Leider gibt es Schwierigkeiten
mit der VARIG, der staatlichen Fluggesellschaft. Der Flug verzögert sich, es gibt
ein Essen und ein Getränk (... und eine Tasse - hähä) von der Fluggesellschaft.
Wir werden über Brasilia nach Recife umgeleitet.
Von Brasilia sehen wir nur den
Flughafen, wir können nicht heraus. Es ist ätzend und langweilig und die
Warteräume sind klein. Wir sind froh, als es endlich weitergeht. Wie in Belo
Horizonte gilt auch hier: Free Seating. Natürlich bin ich einer der ersten im
Flieger.
14.09.
Ein fürchterliches Knacken im
linken Ohr reißt mich bei der Landung in Recife aus dem Schlaf.
Anschließend ist Selbiges für
eine Stunde taub.
Am Flughafen warten wir auf
den Bus. Der Fahrer muß erstmal geweckt werden. Hinzu kommen zwei wichtige
Leute in 2 VW-Bussen. Alles ist geregelt.
Wir erreichen mitten in der
Nacht die JH. Diese liegt wunderschön am Meer in Olinda, einem ebenso
wunderschönen Vorort von Recife.
Eine knuddelige schwarze Mutti
namens Sonja schließt alle in ihr großes Herz und managt hier die Küche.
Einige Stunden finden wir
Schlaf.
Die Markthallen von Recife
Wir haben den Tag zur freien
Verfügung. Mit dem Linienbus geht es in die City. Recife ist eine holländisch
geprägte Stadt (mit Kanälen und Ziehbrücken). Die Holländer haben sich hier
aber nur kurze Zeit breitgemacht, wurden von den Portugiesen wieder vertrieben,
zogen nach Norden und gründeten das heutige
New York. Jetzt ist Recife ziemlich verfallen, hat aber einen besonderen
Flair, der hauptsächlich durch die Bevölkerungsstruktur mit einem großem Anteil
von Schwarzen herrührt.
Viele Kaufmannshäuser sehen
sehr portugiesisch alt aus. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit sind sie aber
meistens verfault und verschimmelt.
Es nieselt, regnet und nieselt
- leicht aber beständig, schmuddelwettermäßig. Meine Sandalen lösen sich
allmählich auf. Später werden sie hier "entsorgt". Ich kaufe einen
Schirm.
Wir sind aufgeweicht, aber
guter Dinge. Durch den Regen gehen wir zum Hafen, stellen uns unter
Marktständen unter und betreiben Dach-Jumping.
Im Vorbeigehen nehmen wir noch
eben eine alte Hafenfestung mit, die jetzt etwas verloren zwischen zwei Straßen
eingekeilt ist.
Wir finden die wunderschöne,
im Jugendstil gebaute, Markthalle von Recife voller Souvenierstände. Hier kaufe
ich unter anderem meinen Tucan und werde mein Geld noch für andere
Kleinigkeiten los.
Verfallene Kolonialhäuser
Nach langer Suche finden wir
später ein Restaurant. Dies ist in recht schwer, weil es meistens
Launchettes gibt, die eher Fast-Food verkaufen.
Jedenfalls ist die Pizza
riesig. Später suchen wir die Bushaltestelle.
Irgendwas liegt etwas in der
Luft - ich beschliesse so schnell wie es geht, ein Dach aufzusuchen. Keine
Sekunde zu früh, denn jetzt kommt ein richtiger tropischer Regenguß herunter.
Wir finden einen Bus nach
Olinda. Da in den Bussen die Sitzplätze begrenzt sind, ist es üblich, daß die
Sitzenden den Stehenden die Einkaufstüten abnehmen, damit diese sich besser
festhalten können. Bei uns ist so etwas schwer vorstellbar.
In Olinda finden wir erst die
JH nicht wieder. Die Straße geht direkt an der befestigten Küste entlang. Es
kommt Wind auf, der Regen nimmt wieder zu. Endlich geschafft.
Die viele Feuchtigkeit fördert
vor allem meine Erkältung, die jetzt richtig ausbricht. Vom Abendessen esse ich
nur ein bißchen. Gegen die Erkältung erstmal eine Aspirin und dann ins Bett.
Lang geschlafen.
15.09.
Cecil, der hiesige
Ortskundige, holt uns ab, ist gut drauf, kennt sich aus uns ist uns auf Anhieb
sympathisch.
Mit dem Bus gehts es nach
Recife-City. Cecil erzählt uns viel über Politik, Hintergründe und wie man sich
in ungefragt Land aneignet.
Wir sehen jetzt die schöne
Seite Recifes mit prachvollen Bauten, einem zentralen Platz mit einem
Baobab-Baum und einem religiösen Museum, daß ich nicht ganz so prall finde.
Weiter im Zentrum befindet
sich ein alter Bahnhof aus den Anfangszeiten der Industrialisierung, der heute
als S-Bahnhof dient.
Während der Stadtbesichtigung
Gegenüber steht ein massiger
Klotz, wie eine Festung: das alte Gefängnis. Irgendwann waren die Zustände
(Gewalt, Enge, Hygiene) hier drin nicht mehr haltbar - so wurden die Mauern eingerissen
und der Komplex zu einem Kulturhaus umgebaut. In Wirklichkeit ist es einziger
Souvenirladen mit einer der besten Fruchtsaftbars in .
Wir beschliessen, am
Nachmittag zurückzukehren.
Der Bus bringt uns nach Boa
Viagem (Betonung auf dem zweiten a). Dies ist eine Touri-Hochburg mit großen
Hotels und deutschen Pauschaltouristen. Als wenn man es uns ansieht, werden wir
sofort auf deutsch von den Straßenhändlern angesprochen, die Touri-Kram
verramschen wollen.
Zurück über eine Art Highway
fahren wir nach Olinda, wo auch unsere JH liegt. Auf halber
Der alte Bahnhof von Recife
Strecke befindet sich ein
riesiger Parkplatz (eher eine Mondlandschft), auf dem noch nie ein Auto stand.
Angelegt für einen Papst-Besuch (mit Freiluft-Messe) wurde anschließend von
Einheimischen die Asphaltdecke abgerissen und der darunterliegende Kies verkauft.
Olinda liegt auf einem Hügel
und breitet sich sanft zur Küste hin aus. Wir steigen am Fuß aus und besteigen
den Hügel auf dem eine alte Klosterfestung liegt. Der Häuserbestand ist
original alt, sehr hübsch und gehört ebenfalls zum Kulturerbe der Menschheit.
Hier oben ist ein Museum untergebracht und eine große Aussichtsplattform. Der
Blick auf Recife ist phantastisch.
Hier oben kann man auch ganz
tolle Andenken kaufen. Wieder werde ich einiges Geld los.
Da die Tour hier eigentlich zu
Ende ist, lassen wir den Bus zur JH sausen, steigen in einen Linienbus und
fahren zurück nach Recife um im Knast shopping zu gehen.
Spät abends steht pünktlich
der Bus vor der JH und ab gehts zum Flughafen.
Heute geht es nach Manaus.
An Schlaf ist allerdings nicht
zu denken. Der Flieger macht alle Stunde einen Zwischenstop in Fortaleza, San
Luis und in Belem.
Mein Knackohr freut sich
gewaltig.
16.09.
Bei Sonnenaufgang fliegen den
Amazonas entlang.
Beim Landeanflug auf Manaus
werden wir zum ersten mal mit der gewaltigen Größe des Amazonas konfrontiert.
Dieser Fluß ist hier, mitten in Südamerika so breit wie die Elbe an ihrer
Mündung.
Beim Aussteigen knallt uns
eine schwere, feuchte Hitze entgegen.
Manaus ist mit dem
Kautschukboom im letzten Jahrhundert großgeworden, zu Beginn dieses
Jahrhunderts aber in den Stand einer kleinen Provinzstadt zurückgefallen und
verfallen.
Wir werden von Deniz abgeholt,
der uns zum Hotel Amazonas bringt, einem der größten Schuppen in Manaus. Teuer,
aber leicht heruntergekommen.
Kati und ich meinen, daß ein
eigenes Zimmer wieder angesagt wäre. Da das Hotel Amazonas sehr teuer ist,
vermittelt uns Deniz in das Slaas Flat Hotel. Hier gibt es nur Wohnungen und so
haben wir ausreichend Platz.
Um die Gruppe zu sehen, nehmen
wir uns dann ein Taxi.
So treffen wir uns später im
Hotel Amazonas und machen eine Stadtrundfahrt. Erst geht es in ein recht gut
gemachtes Indianermuseum. Dann führt uns Deniz in einen Militärzoo. Hier sind
allerdings keine Soldaten oder Waffen ausgestellt, sondern Tiere, die auf
allerkleinstem Raum vor sich hinvegetieren. Peinlich. Dieser Zoo dient zur
Ausbildung von in- und ausländischen Dschungelkämpfern, die hier angeblich
jedes, in dieser Region vorkommende, Tier kennenlernen sollen. Nochmal peinlich.
Zurück in der Stadt sehen wir
die berühmte Oper von Manaus. Dieses Gebäude ist erst kürzlich vor dem Verfall
gerettet worden. Leider finden hier keine regelmäßigen Veranstaltungen statt -
es wäre ja auch zu schön. Jedenfalls hat bei der Wiedereröffnung Pavarotti
gesungen - im Gegensatz zu dem Gerücht, daß Caruso hier in besseren Zeiten
aufgetreten sein soll. Der nämlich war zwar angekündigt, hatte aber zu viel
Angst vor dem Gelbfieber.
Die berühmte "Dschungeloper"
Wir können sie besichtigen.
Die Oper besteht hauptsächlich aus Holz, bestes Tropenholz natürlich. Die
Einrichtung wurde fast komplett aus Europa eingeschifft (Marmor aus Italien
...). Im Parkett stehen Reihen einfacher, alter aber gepolsterter Stühle. Über
uns sind drei Etagen Logen. Die Bühne ziert noch der Originalvorhang mit
Motiven zeitgenössischer, europäischer Künstler. Dieser existiert deshalb noch,
weil er nicht gerollt wird, sondern gerade in die Kuppel gezogen wird.
Um die Farben nicht zu
zerstören, darf hier kein Blitzlicht verwendet werden. Die Decke ist so bemalt,
daß die Gäste im Parkett den Einduck bekommen, sie säßen unter dem Eiffelturm.
Über die Logen kann man sogar
bis in die Maschinerie klettern. Sehr beeindruckend.
Als wir die Oper verlassen,
ist es bereits dunkel, Zeit für das Abendessen.
Der nächste Tag ist zur freien
Verfügung. Allerdings ist Manaus nicht besonders groß, sodaß wir nicht so viel
anzufangen wissen.
Die Rettung naht in Form einer
Exkursion auf dem Amazonas.
Lange Diskussionen laufen ab,
bis feststeht: Der größte Teil der Gruppe macht eine 1-Tages-Tour und ein
kleinerer eine 3-Tages-Tour. Wir entschliessen uns für die erste Variante. Nach
zähen Verhandlungen mit dem Veranstalter (inklusive Beknieung diverser
Teilnehmer, die 50$ zu investieren) steht der morgendliche Tag fest.
Gespannt geht es ins Hotel
zurück. In unserem Privat-Hotel kann man hervorragend draußen am Pool sitzen
und sich von einem ganz besonders freundlichen Barman bedienen lassen. So läßt
es sich leben.
17.09.
Auf dem Amazonas
Früh morgends in der Dämmerung
treffen wir uns am Hafen. Wir besteigen ein Boot mit 8 Sitzen, ziemlich flach
mit einem kleinen Sonnendach und einem Außenbordmotor. Die Besatzung besteht
aus zwei etwa 16 Jahre alten Jungs.
Ein Stückchen gehts an den
Kais von Manaus entlang, vorbei an großen, hochseetüchtigen Schiffen, bis wir
diesen Amazonasarm überqueren. Manaus liegt nicht am Amazonas, sondern am Rio
Negro, der sich etwas weiter östlich mit dem Solimoes zum Amazonas vereinigt.
Dazu aber später ...
Die Tour geht auf der anderen
Seite über einen der unzähligen großen und kleinen Seitenarme in den Regenwald
hinein. Der Wasserspiegel ist normal. An den Büschen und Bäumen erkennen wir,
daß er vor kurzer Zeit etwa 3m höher lag.
Fischer auf dem Amazonas
Es wird dunkler, die
Blätterdecke schließt sich. Ein Ufer ist schwer zu erkennen, die Landschaft ist
sumpfig, hier und da guckt ein Baum aus dem Wasser.
Viele bunte Vögel sitzen auf
den Ästen. Eine kleine Wasserschlange nimmt schnell Reißaus. Nach einiger Zeit
lichtet sich der Dschungel und wir sind auf dem zweiten Hauptarm des Amazonas,
dem Solimoes. Wir fahren ein Stückchen den Solimoes herauf. Hier entdecken wir
eine Herde Flußdelphine.
Indianerjunge beim fischen
Bald legen wir an. Es ist ein
kleines Dorf. Alle Häuser sind wegen dem Hochwasser auf Stelzen gebaut. Die
Feuchtigkeit hat das Holz arg angegriffen. Es riecht etwas schimmelig. In der
Mitte steht das Haupthaus. Hier werden wir erwartet, denn hier gibt es das
Mittagessen. Einige Männer zeigen uns stolz einige zahme Papageien und einige
Trophäen aus dem Fluß: Krokodilgebiß und Piranhabeißer.
Das Versammlungshaus
Die Hauptattraktion ist aber
der Fernseher, der unter einer Schmuckdecke auf einem morschen Tischchen steht.
Zu Essen gibt es Pirarucu,
einen Fisch, über dessen lebendige Größe wir uns erst viel später klar werden.
Gekocht hat ihn eine steinalte Frau, die in einer Art Küche, die nur aus
morschem Holz und einer kleinen Feuerstelle besteht, eine besonders feines
Essen für uns zurechtzaubert.
Nach dem Essen fahren wir nur
ein kurzes Stück, um dann in zwei "Boote" oder Kanus umzusteigen.
Diese flachen Gefährte haben so gut wie keinen Tiefgang, bieten Platz für
angeblich 5 (eher 3) Personen. Die Reling schließt fast nahtlos mit der Wasseroberfläche
ab. Dies ist dann besonders interessant, wenn man zu zweit nebeneinander sitzt
und sich einer bewegt.
Völlig steif (keiner bewegt
sich) lassen wir uns in den Dschungel paddeln - unsere beiden Jungs haben noch
2 Leute als Verstärkung gekriegt. Freiwillig übernehme ich die Aufgabe, durch
den Boden einlaufendes Wasser abzuschöpfen. Später kriege ich das Loch mit
etwas Lehm geflickt.
Der kleine Hafen
Die Seitenarme werden immer
schmaler und immer öfter blockieren Baumstämme die Flüßchen. Einmal müssen wir
unsere Kanus über einen Baum hinüberwuchten.
Zumindest geht nichts über
eine gute Camel-ohne, wenn man allmählich bis zu den Knöcheln im Schlamm
versinkt. Erstaunlicherweise rauchen jetzt alle (außer den richtigen No-Smokern
natürlich) meine Zigaretten, weil - es hilft auch gegen Mosquitos.
Nachschub
Langsam gleiten wir weiter in
die Tiefe des Urwaldes hinein. Der Himmel ist nicht mehr zu sehen. Um uns herum
hören wir jede Menge Uraldleben.
Gelegentlich springt mal einer
unserer Führer ins Wasser um sich abzukühlen. Wir hätten da viel zu viel Angst
vor Piranhas, Krokodilen oder giftigen Wasserschlangen. Plötzlich hören wir
einen großen Rums und sehen weiße Gischt. Ein Krokodil hatte wohl die gleiche
Idee. Wohlbehalten an Bord fahren wir weiter. ...vielleicht etwas steifer und
ängstlicher als sonst.
Nach einiger Zeit halten wir
auf einem Urwaldtümpel, zwei Jungs steigen aus und ziehen in einem Fischernetz
ein ca. 2m langes Ungetüm von Fisch heraus und zerren ihn in das (zum Glück)
andere Boot. Jetzt wissen wir, was wir heute zu Mittag gegessen haben. Dieser
Pirarucu ist der Nachschub für die nächste Gruppe.
Irgendwo geht es weiter ...
Irgendwann ist auch die
schönste Tour zu Ende, es wird heller und wir erreichen eine Lichtung. Hier
haben unsere Führer etwas Probleme, den mit Seegestrüpp zugewachsenen Weg ins
Dorf wiederzufinden und sehen recht ratlos aus. Irgendwie habe ich volles
Vertrauen in die Crew und bin so ziemlich der Einzige, der sich über diesen Umstand
nicht aufregt.
Erleichtert im Dorf angelangt
schleppen wir uns und den Fisch durch den Schlamm zu unserem richtigen Boot.
Die Dorfkinder baden gerade an der Anlegestelle (die haben auch keine Angst)
und einer der typischen Flußdampfer kommt lärmend vorbeigefahren. Hier macht
man gerade einen Betriebsausflug.
Im nächsten Teil unserer
Exkursion fahren wir in einen anderen Arm des Flusses, holen Angeln (Stöcker
mit Bindfäden) heraus und angeln Piranhas.
Betriebsausflug auf dem Amazonas
Diese Tätigkeit ist
normalerweise ausgesprochenen langweilig (die Angler mögen mir verzeihen) hier
jedoch recht spannend. An den Haken kommt rohes Fleisch. Nach kurzer Zeit zerrt
etwas an der Leine und das Fleisch ist weg. Auf diese Art und nach einer angemessenen
Zeit holen unsere brasilianischen Freunde ca. 8 Exemplare, die deutsche
Mehrheit 5 aus dem Fluß. Während die deutsche Mehrheit den Fischen waidmännisch
die Birne breitschlägt, wirft die einheimische Minderheit diese eher achtlos,
zappelnd ins Boot. Allerdings nicht ohne uns vom sprichwörtlichen Biß eines
Piranhas zu überzeugen.
Mir bleibt das erspart - meine
potentiellen "Opfer" werden nur gefüttert.
Dieses Spiel geht so seine
Zeit bis die Sonne untergeht und somit der Spaß zu Ende ist. Die Beute geht
kurzerhand über Bord. Während sich die 8 über das Wasser freuen, schwimmen bei
unserer Abfahrt 5 waidmännisch erschlagene Piranhas im Fluß.
Jetzt geht es weiter mit
Krokodil-Catching. Im Dunkeln leuchten die Augen der Krokodile im Licht eines
Scheinwerfers, wir pirschen uns heran und einer der Jungs stürzt sich drauf.
Mit Glück schnappt er sich eins. Dieser "Sport" ist eine beliebte
Mutprobe in dieser Region. Es läßt sich trefflich mit seiner Beute prahlen.
Tatsächlich kommt einer mit einem kleinen Kroko ins Boot. Dies ist so klein.
daß es bestenfalls für ein Portmonnaie gereicht hätte. Die nächsten zwei
Stunden verbringen unsere Freunde damit, irgendwelchen Krokos nachzujagen.
Kreuz und quer geht es über den Fluß. Einmal landet ein Schwarm fliegender
Fische, vom Licht angelockt, im Boot.
Schließlich (Endlich !) haben
auch unsere Jungs keinen Bock mehr und es geht heim.
Im Stockdunkeln überqueren wir
den relativ stark befahrenen Rio Negro. Irgendwie müssen wir uns noch ein
Rennen mit einem Flußdampfer leisten. Unser unbeleuchtetes Boot schafft es
gerade 20m vor dem Bug des anderen durchzuhuschen. Hier hatte ich auch mal so
richtig Angst und mit dem Blitz meiner Kamera den anderen auf uns aufmerksam
gemacht.
Erschöpft und glücklich landen
wir wohlbehalten in Manaus.
18.09.
Heute ist wieder richtiges
Programm.
Auf dem Weg zum Hafen versucht
erstmals einer heimlich meinen Rucksack zu öffnen. Da nix wichtiges drin ist,
drehe ich mich nur um, gucke gaanz böse und gehe weiter.
Am Hafen liegen hunderte von
Flußdampfern. Wir besteigen ein richtiges altes Touri-Teil mit hundert weiteren
Touris und fahren den Rio Negro hinab.
Von rechts erscheint jetzt der
Solimoes. Was jetzt auffällt: Der Solimoes
ist gelb und schlammig und der Rio Negro ist schwarz und sauber. Diese
beiden Flüsse fliessen etwa 20km nebeneinander im selben Flußbett dahin, ehe
sie sich vermischen. Dieses Phänmen ist in der unterschiedlichen Dichte und
Temperatur des Wassers begründet. Zumindest sieht das sagenhaft aus.
Anschließend geht es in einen
Seitenarm. Hier steigen wir bei einem großen Restaurant auf
Passagierschiffe im Hafen von Manaus
Stelzen (extra für uns Touris)
aus. Während das Essen vorbereitet wird fahren wir mit kleineren Booten (wie
das Große gestern) in den Dschungel. Was nervt, sind die vielen Außenborder.
Nix für Amazonasveteranen, wie wir es sind.
Das Essen ? Na ja, es geht so.
Kein Vergleich zu gestern. Außerdem ist das hier die reine Massenabfertigung.
Rio Solimoes + Rio Negro = Amazonas
Zum Restaurant gehören ein
Papageienpaar, ein süßes Äffchen und ein Krokodil (riesig groß) in einem
Holzgatter unter Wasser. Gelegentlich greift sich ein Halbstarker eine Stange
und ärgert das Tier bis es sich laut brüllend in dem bißchen Wasser herumwirft.
Die Rückfahrt ist ganz nett.
Wir landen wieder in Manaus.
Den Nachmittag verbringen wir
mit Sightseeing. Erst jetzt kann ich die Oper photographieren.
Wir gehen in die Markthallen,
gucken am Hafen nach den Fischern, die ihren Fang vom Boot aus verkaufen und
schauen nach einer Tasche für meine ständig mehr werdenen Andenken.
19.09.
Gegen Mittag geht der Flieger
nach Rio. Unsere 3-Tage-Amazonier schaffen es gerade noch zu duschen und zum
Bus zu hetzen.
Fünf Starts und fünf
Landungen, jedenfalls geht es meinem Ohr besser. Dafür juckt seit
"Richtige" Schiffe mitten im Kontinent
gestern mein ganzer Körper und
ich bin voller kleiner roter Flecken. Wie sich später zu Hause herausstellte
(so lange hielt das) haben bei mir Sumpffliegen zugeschlagen und ordentlich
gestochen. Ich habe Mühe, mich zu beherrschen und mir nicht die Haut
abzureissen.
In Rio werden wir wieder von
Tatjana in Empfang genommen.
Das 2-Bett-Zimmer in der JH
ist leider belegt und so lassen wir uns ein nahes Hotel empfehlen. So schleppe
ich, unter den spöttischen Blicken so mancher Leute, mein Gepäck und den
Monsterhartschalenkoffer von Kati durch Botafogo.
Das Hotel Real Grandeza ist
ganz gut und das bisher günstigste. Für Rio sehr ungewöhnlich
Den Abend verbringen wir mit
der Gruppe beim Bier.
20.09.
Heute wird die Stadtführung
vom Beginn der Reise fortgesetzt.
Blick von Zuckerhut auf die
"Copacabööhna"
Mit Kleinbussen fahren wir zum
Zuckerhut. Auf diesen gelangt man per Seilbahn mit Zwischenstop auf dem
Urca-Berg,einem Hügel davor. Auch hier warten wieder Photographen auf uns.
Das Gefühl, auf dem Zuckerhut
zu sein ist sehr erhebend, aber eigentlich ist zwar klarer Himmel doch so prall
ist Rio von hier doch nicht.
Blick vom Pao de Acuzar -> Corcovado
Anschließend geht es durch die
City mit kurzen Stops an irgendwelchen Resten der Altstadt. Davon ist fast
nichts mehr übrig. Ich nutze die Stops um meine Börse aufzufüllen, seit gestern
bin ich wieder pleite.
Leider habe ich meinen Paß im
Hotel vergessen, und so nützt auch die Kreditkarte nichts.
Vorbei am Maracana, dem
größten (und baufälligen) Fußballstadion der Welt geht es in die vielen Hügel,
die Rio umsäumen. Hier ist ein Aussichtspunkt, von dem uns Rio sprichwörtlich
zu Füßen liegt.
Es entsteht ein komplettes
Gruppenphoto. Die arme Tatjana bekommt
von allen Teilnehmern die Kameras in die Hand gedrückt.
Rio
Einen besonders schönen
Naturtrip erleben wir auf der Fahrt durch den Floresta de Tjuca, ein kleines
bißchen Regenwald in Rio. Abgerundet wird alles durch einen Abstecher in den
Jardim Botanico, dem botanischen Garten. Die vielen seltenen Pflanzen sind Besuchsziel
vieler Schulklassen und Kindergärten.
Abends wollen wir eine
Samba-Show besuchen. Eigentlich ist der Besuch einer Samba-Schule besser, aber
auch bedeutend teurer.
In Leblon sind die Shows, wir
fahren mit dem Linienbus hin und stellen fest, daß wir uns im Tag geirrt haben.
Heute singt irgendeine Schmalzlocke. Als Entschädigung gönnen wir uns eine
Runde Caipirinha und eine Ladung Erdnüsse im Straßenverkauf.
Der Rückweg ist etwas
ungewöhnlich. Irgendwie finden wir den Bus zurück nicht mehr.
Dies ist in soweit gar nicht
so schlimm, als daß die anderen der Gruppe eine andere Meinung über die
einzuschlagende Richtung haben, als ich.
Als ich nach dem ersten
Nachgeben feststellte, daß die überhaupt keinen Plan haben, stiefeln Kati und
ich zu Fuß, quasi quer durch Rio, mitten in der Nacht zurück.
Diese Wanderung ist sehr
schön. Die Straßen sind belebt, vor Discos stehen Jugendliche, um die Lagoa
Rodrigo de Freitas ist es romantisch erleuchtet, von weitem grüßt - angestrahlt
- der Jesus vom Corcovado und kein
Mensch will was von uns.
Nach ca. einer Stunde
errreichen wir das Hotel.
21.09.
Unser Hotel ist ein gelungener
Griff. Das Frühstück ist gut und das Bett ist dem Preis angemessen. Ein bißchen
abenteuerlich ist der Aufzug, der gelegentlich steckenbleibt.
Jetzt geht es in die City,
Geld holen. In Botafogo steigen wir in eine U-Bahn, die uns ins Herz Rios mit
seinen Banken und Geschäftshäusern bringt.
Hier ist es laut, geschäftig
und die Luft ist dreckig. Irgendwann klappt es mit der Kreditkarte - ich bin
wieder liquide.
In einem Schnellrestaurant
essen wir und gehen zum Hafen. Viel Hafen gibt es in dieser Gegend Rios nicht.
Hier ist der alte Flughafen, der nur noch für Inlandsflüge genutzt wird; ein
bißchen Promenade und Kaimauer; ein paar Restaurants mit kleinen Anlegestellen
für Boote und ein Highway über zwei Etagen.
Ein bißchen zurück,
stadteinwärts steht noch ein altes Kloster und ein anderes verfallenes Gebäude
Nach einigen Stunden machen
wir uns auf dem Heimweg, steigen in die U-Bahn und fahren zurück nach Botafogo.
In Botafogo gehen wir noch ein
bißchen Shopping, vertrödeln etwas Zeit im Hotel um dann abends gegenüber in
einer gemütlichen Kneipe die größte Pizza meines Lebens zu verdrücken.
Die Luft ist warm, draußen
lässt es sich gut sitzen, der Abend ist schön.
22.09.
Abreisetag. Mühsam werden
unsere Koffer in flugzeugtaugliche Gepäckstücke verwandelt. Irgendwie kriegen
wir alles sauber verteilt.
Wieder wuchte ich unser Gepäck
durch die Straßen Botafogos zur Jugendherberge.
Die Gruppe ist wieder
komplett. Einige haben letzte Nacht an der Copacabana eine Menge erlebt und der
eine oder andere hat noch ganz leuchtende Augen.
Tatjana kommt mit dem Bus. Wir
verabschieden uns von einigen, die ihren Aufenthalt verlängern. Die Fahrt geht
wieder durch Tunnels über den Highway, vorbei am baufälligen Maracana-Stadion
zum Flugplatz.
Wir steigen in die Maschine,
heben ab und versuchen irgendwo durch die Wolkendecke den Zuckerhut oder den
Corcovado zu erspähen.
Über meinem Sitz springt
zweimal eine Handgepäckklappe auf. Beide male gelingt es mir, eine schwere
Ledertasche im Flug aufzufangen. Dies gibt zwar Beifall der Passagiere, doch
der Eigentümer sagt kein Wort.
Am Vormittag des 23.09. landen
wir zuerst wieder in Rom, haben einen etwas zu langen Aufenthalt um später
wohlbehalten in Frankfurt zu landen.