Marokko 3.-22.9.99
siehe auch: Marokko-Reiseverlauf
- Marokko-Bildergalerie
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Freitag 3.9.
Nachmittagsflüge sind etwas langweiliges -
die Zeit bis dahin verrinnt nur sehr langsam.
So bleibt noch etwas Zeit für
zwei Milchkaffee um die Ecke; ein nochmaliges Überdenken der zusammen-
gepackten
Habseligkeiten (dies passiert selbst mir) und irgendwann ab in den Flughafenbus
(hält zum Glück in der Nähe) und ab zum Flughafen.
Dortselbst angekommen versuche ich gleich nicht nur mich, sondern auch Uli bis
nach Casablanca durchzuchecken.
Da der Computer bei der KLM abgestürzt ist (nur
der Computer) gibt es die Check-Gewährleistung nur bis Amsterdam - dann noch mal
fragen.
Auf dem Amsterdamer Flughafen folge ich erstmal dem falschen Flieger
- bin ein bisschen wuschig - außerdem tun die dauernden Durchsagen einer
freundlichen Frauenstimme auf holländisch (klingt so wie: Hast Du auch schon
Gift - Betonung auf "ift") ein Übriges. Die Zeit schlage ich tot mit
rumlatschen, bummeln und Fliegen-Zielpinkeln auf dem Klo. Irgendwann findet Uli
mich - wir checken weiter - und es kann endlich losgehen. Na ja losgehen ...
Zuerst sitzen wir so rum, weil der Flieger Verspätung hat. Viel später sind wir
in der Luft, erfreuen uns des vorzüglichen Services und des erstklassigen Essens
das in Flugzeugen so üblich ist. Rechts von uns sitzen zwei kanadische Penner,
die wohl eine Wette machen: In 80 Tagen um die Welt - ohne Gepäck - dem Duft
nach sind schon dreiviertel rum. Irgenwann nachts - ich krieg das mal wieder mit
der Zeitverschiebung nicht hin (2 Std.) - landen wir in Casablanca. Nach den
üblichen Formalitäten stehen wir in der Flughafenhalle, werden sofort von einem
Mann angesprochen, der uns ein Taxi in die City vermitteln will. Wir gehen und
schleppen erstmal mit, sehen uns am Hinterausgang, fühlen uns übers Ohr gehauen
(300 Dirham/60 DM - per Handel bis 200) gehen/schleppen zurück, finden am
Vorderausgang ein Taxi und fahren für 200 nach Casablanca. Immer noch recht
viel, aber normal. Der Flughafen liegt weit außerhalb. Die Taxifahrt verläuft
ruhig. Manchmal frage ich mich ob es diesen Autotyp auch mit Stoßdämpfern gibt -
es war, glaube ich kein Mercedes, denn da wäre es ja normal. Der Himmel über
Casablanca sieht unwirklich orange aus - wie im Krieg. Nun - das Hotel Ibis ist
dann auch irgendwann gefunden. An der Rezeption steht schon unser Guide, Troy
aus Australien.
Das Zimmer ist klein und laut.
Sonnabend, 4.9.
Das
Frühstück gibt es im Garten des Hotels. Hier sitzen schon andere (zukünftige und
ehemalige) unserer Reisecrew. Den Tag haben wir noch zur freien Verfügung, da
der Rest der Truppe aus England erst abends landet. Zeit zum Auskundschaften von
Casablanca. Viel besonderes gibt es nicht. Die Stadt ist modern, sauber und
wirkt sehr weltlich.
Die Menschen sehen eher nach Buisiness aus und alle machen einen sehr freundlichen Eindruck. Neben einer Moschee gibt es schon ein Internet-Cafe und zu Kaufen gibt es sowieso alles.
... Natürlich gibt es viel zu fotografieren. Wir durchlatschen das Zentrum, und erreichen den "Place Mohammed V". An dieser Stelle wirkt Casablanca sehr staatstragend mit der Präfektur und dem Justizpalast. Außerdem ist hier der "Parc de la Ligue Arabe". Hier gibt es auch die Post - Uli kauft eine Telefonkarte, die sich später als nicht so nützlich erweist, da es sehr viele Telefonsysteme in Marokko gibt und ich kaufe einen Mehrwochenvorrat an Briefmarken. Jedenfalls beutelpostalisch ist hier die Welt noch Ordnung. Ein Stück weiter Richtung Hafen ist der "Place des Nations Unies" mit der angrenzenden Altstadt, der Medina.
Zum Anfang nicht schlecht. Die Verkaufsstände sind weniger
mit Touri-Ware als mit alltäglichen Dingen bestückt. Diese Medina wirkt nicht
überladen oder Touri-verdreht sondern eher wir eine große schnörkellose
Markthalle ohne Dach. Wir gehen schnell durch und landen recht durstig an der
Straße, die vom Hafen an der Küste langführt.
Das Ziel ist die "Moschee Hassan II" das wohl größte
sakrale Bauwerk der Welt, mit eigenem Fernsehstudio im Turm und Laserstrahl nach
Mekka, das dem verstorbenen König und Namens- geber wohl etliche Menschenleben
und Milliarden Francs quasi aus dem Mund seiner Untertanen wert war.
Über Geschmack läßt sich nun streiten - beeindruckend ist dieses Monstrum schon ein wenig. Zu bestimmten Zeiten kann man sogar als Nichtmoslem rein. Reichlich kaputt und mit Hilfe eines Taxis geht es zurück ins Hotel. Mit freundlicher Unterstützung von Lärmstopp gelingt mir sogar eine Siesta.
Am späten Nachmittag treffen wir uns im Bahnhofscafe und anschließend an unserem "Truck", einem umgebauten Armeelaster, mit viel Stauraum für Ausrüstung, Verpflegung und Gepäck. Die Ausstattung ist sehr sinnreich und folgt wohl langjährigen Erfahrungen mit Campingsafaris. Wir werden von unserem australischem Crewmitglied Helen eingewiesen und gleich mit den Regeln vertraut gemacht.
Gepäck nur in die dafür vorgesehenen
"Locker" unter den Sitzen. Schuhe nur in den vorderer Teil der oberen
Gepäckabteilung - Daypack rechts und Schlafsäcke links ... und wehe Du hängst
Dein Handtuch zum Trocknen im Truck auf.
Ach ja, unsere Crew besteht aus
Troy, dem Fahrer und Chef, Motua aus Kenia als Beifahrer und Helen aus
Australien für die Küche.
Unser erstes Restaurant finden wir ebenfalls in
Hotel bzw. Bahnhofsnähe. Es gibt meine erste Tagine - sehr lecker.
Den
Abend beschliessen wir noch mit ein paar Bier im Hotelgarten. Alkohol gibt es
Marokko nur in weinigen Hotels und in noch wenigeren kleinen Alkohol-Läden,
damit die Menschen hier wenigstens heimlich zu Hause saufen können.
Ich
schaffe es noch rechtzeitig Andrea in Vlotho zum Geburtstag zu gratulieren und
lege mich mit Lärmstopp ins Bett.
Sonntag, 5.9.
Früh
morgens Frühstück und kurzes Kennenlernen der Rest-Truppe in los gehts. Zuerst
unterschätze ich die Temperatur im offenen Truck und friere etwas (d.h. es ist
A...kalt) - schließlich fahren wir Autobahn.Das erste Ziel
heißt Rabat - mal sehen, ob der neue König Mohammed VI zu Hause ist.
Er ist,
aber zu einem Kurzbesuch bei ihm reicht leider nicht die Zeit. Schnell Fotos
machen und Aufsitzen. Hier gibt es noch die unvollendete Hassan-Moschee aus dem
12.Jhdt, von der man das imposante Minarett und viele Säulen erkennen kann.
Nebenan steht, recht schnörkellos das "Mausolee Mohammed V" wo man von oben auf
einige wichtige Gräber, bewacht von einem dösendem Posten, gucken
kann.
Anschließend rasen wir durch die Medina von Rabat. Hier ist es sehr schön. Die Ruhe ist angenehm, das Licht ist phantastisch und die bunten, meist blau-weißen Häuser leuchten richtig. Swati kauft sich ihren legendären Tisch, der uns von jetzt an im Wege steht - und es bleibt keine Zeit zum gemütlichen gucken. Dafür darfst Du dann auch mal Deine Zeit sinnlos mit Warten verbringen. Hier zeigt sich eine der größten Schwächen von Gruppenreisen, zumal wenn sie günstig sind.
An der "Kasbah des Oudada", an der Mündung des "Bou Regreg"
können wir auf die Schwesterstadt Sale gegenüber und auf den Atlantik
gucken.
Nach einigen Fotos geht es noch ins
"Cafe Maure", einer Touri-Schänke für fifty-packs. Der Tee schmeckt aber
ganz gut - ebenso die süßen Köstlichkeiten.
Zur Mittagszeit laufen wir kurz
ins Geschäftszentrum - Uli kann endlich telefonieren. Unseren Truck finden wir
in der Nähe des Bahnhofes. Wir bekommen Essensgeld ausgezahlt und suchen uns ein
Restaurant in der Nähe. Da wir zu Reiseanfang Geld in die gemeinsame Küchenkasse
eingezahlt haben bekommen wir an Tagen wo wir nicht essen das geld zurück -
total korekt.
Das Essen war gut. Wir sitzen mit Heide und Helmut an einem Tisch. Ich höre zum ersten mal, daß ein Wein "stopselt" (d.h. er schmeckt nach Korken) - Helmut kriegt prompt einen neuen.
Wir fahren ins Innenland Richtung Meknes und Fes. Vorbei an irgendwie unafrikanischen und dafür eher europäisch kultivierten Landschaften, durch Korkwälder (Helmut: Stopsel-area) und durchqueren Meknes. Wir erreichen einen Campingplatz auf dem Lande, der auch schon bessere Tage gesehen hat, aber früher mal, wie Uli schreibt, ein Schmuckstück gewesen sein muß.
Wir schlagen unsere Zelte auf -
Iglu-Zelte mit Überzelt gegen Regen - und rätseln ob es Nachts regnet oder
nicht.
Die ersten legen das Überzelt gleich mit auf und alle lästern - bis
nach und nach - man weiß ja nie - alle das Selbe tun.
Helen wartet jetzt, zum
Essen, mit einer Überraschung auf: Wir werden Zeuge britsch-australischen
Hygieneverständnisses: Zuerst wäscht Du Dir Deine Hände mit Seife, tauchst diese
dann in eine Lösung mit dem Bakterienkiller Dettol und versuchst dann das Zeug
mit klarem Wasser abzuspülen. Erst dann rührst Du irgendwelche Lebensmittel oder
Geschirr an. Nach dem Essen wird das Geschirr erst mit Spülmittel, dann mit
Dettol und dann mit Wasser abgespült. Dann wird es nicht abgetrocknet, nein das
Geschirr wird an der Luft getrocknet - Handtücher könnten ja nach Gebrauch
Bakterien enthalten. Jedenfalls sind sie seit dem Krieg verboten und deshalb muß
das Geschirr, weil es sonst zu lange dauert - mit einer wedelnden Bewegung in
der Luft gewedelt werden (flapping). Diese Tätigkeit, die schwach an einen
Fruchtbarkeitskult einer Freiluftsekte erinnert, dauert zwar immer noch recht
lange und ist ein richtiger Kommunkationskiller; dafür nehmen wir über die Luft
wieder so viel Dreck auf, daß sich der Einsatz von Dettol wieder lohnt.
Für
uns Deutsche war es ein richtiger Lacher - jetzt wissen wir warum das Empire
untergegangen ist.
Nur aufgrund Troys Hinweise auf den 2wöchigen
Gruppendynamo lasse ich mich auf diesen Schwachsinn ein.
Danach
bekommen wir unsere zukünftigen Aufgaben zugeteilt. Es ist immer jemand
dauerhaft - neben den Küchendiensten - zuständig für Feuermachen, Wasserkanister
auffüllen (und natürlich desinfizieren), Müll entsorgen, Stühle rausstellen etc.
Uli und ich suchen uns eine leichte Tätigkeit aus: Das Herab- bzw. Heraufwerfen
der Zelte und Therma-Rest-Matten vom Vorderdach des Trucks.
Die erste Nacht
im Zelt war mit zu warm aber sonst gehts.
Montag, 6.9.99
Heute geht es nach
Volubilis, einem der äußersten römischen Vorposten seiner Zeit und eine gut
erhaltene Ausgrabungsstätte. Unser Führer vor Ort ist kompetent und führt uns
von Haus zu Haus, Badezimmern zu Volksbädern, Triumphbogen zum Ortspuff. Den
Römern gings schon ganz gut.
In der Ferne sehen wir schon, weiß und am Berg klebend, Moulay Idris, der ältesten Stadt und dem religiösen Zentrum Marokkos. Wir werden wir durch die Altstadt mit seinen kleinen und engen Gassen geführt und müssen aber viel zu früh und zu schnell weiter. Hier gibt es einiges mehr zu gucken.
In Meknes parken wir direkt an der Stadtmauer und werden von ortsansässigen Führer und werdemn durch das "Bab Mansour" einem gewaltigen Tor in die "Ville Imperiale" geführt. Vorbei an unterirdischen Kerkern für europäische Gefangene und Sklaven geht es zur Grabmoschee Moulay Ismails, der diese Stadt mit den o.a. Menschen aufbauen ließ. Die Moschee ist erst zu wir kommen später noch einmal.
Die Wartezeit nutzen wir zum
shopping - ich kaufe mir mein erstes Andenken - eine Tagine zum Hinstellen. Der
Markt ist sehr schön, weil nur mit Alltagsware und ich hätte gerne noch ein
wenig tiefer gestöbert und den einen oder anderen Blick in die Seitenstraßen
geworfen
Irgendwann klappt es und die Moschee ist geöffnet. Sie ist
innen sehr schön, sehr gelb.
Kurz vor Fes halten wir an einem
Großhandels-Supermarkt, wo man nur mit Ausweis kaufen darf.
Unsere Crew kauft
größere Mengen Bier und Wein.
Fes hat einen riesigen Camping-Platz direkt neben der noch unvollendeten Sportarena. Hier gibt es einen Swimming-Pool, eine Bar und in den meisten Sanitärhäusern sogar Wasser
Die ersten laufen zum Pool, ich zur Bar auf ne Coke.
Nach dem Essen sind Uli und ich mit Pötteschrubben dran. Die Töpfe sind aus Aluminium und eigentlich weiß man doch, das das giftig ist und Alu-Pötte-Schrubben mit Gedächtnisverlust nicht unter sounsoviel Jahren bestraft wird - aber wie war das mit dem Empire ?
Abends greifen wir alle großzügig in die Bier- und Weinreserven und ich amüsiere mich prächtig. Es gibt viel zu erzählen und einige prahlen mit irgendwelchen aufregenden Reiseheldentaten. Kurz, es war lustig, ich war blau und die Nacht war albern.
Dienstag, 7.9.99
Ich
habe einen Kater
.
Fes beginnt mit Geldwechsel. In der
Nähe von einigen Banken halten wir, hetzen durch einige Nebenstraßen um uns dann
irgendwo in eine Schlange einzureihen.
Wer mit einer Visa-Card an einen
Geldautomaten kommt, ist damit schnell durch - die Leute mit Reiseschecks müssen
den Eindruck gewinnen, das das Geld handbemalt ist.
Irgendwann, Nervosität macht sich
breit sind wir in "Fes el Jedid". Hier liegt der Königspalast am "Place des
Alaouites" mit seinem goldverzierten Tor. Nebenan ist das frühere Judenviertel,
die "Mellah" . Hier geht es. schnell, schnell, schnell weiter, heute gibt es die
Möglichkeit einer Teilnahme an einer Verkaufsveranstaltung für die hier üblichen
Töpferwaren.
Hier handelt es sich um eine der üblichen "Touri-Fallen", wo
ähnlich wie die Teppichschulen in Ägypten, den Perlenzuchtzentren in China, den
beliebten Kunst-Ausstellungen (nur noch heute) weltweit oder in sonstwelchen
"Kooperativen" dem Touri vorgegaukelt wird, etwas besonders gutes zu tun und ihm
völlig überteuerte Ware angedreht wird.
Richtig interessant ist eigentlich nur, das aufgrund des hohen Brennwertes die Öfen mit Olivenkernen beheizt werden.
Später fahren wir auf einen Hügel oberhalb von Fes und geniessen einen phantastischen Blick über die Stadt
Wir queren die Stadt und landen an einem der Tore der Souks von Fes el Bali. Hier ist es sehr eng, in den Gassen kommen laufend schwer beladene Lastesel entgegen und wer nicht aufpasst braucht seine Zeit um den Rückweg zu finden. Also haben wir kollektive Angst wen zu verlieren und folgen reichlich blind unserem Führer, einem stadtbekannten Hektiker, der nirgendwo verweilen kann und in einem Affenzahn durch die Souks rennt. Tatsächlich verlieren wir durch die Eile die Hälfte der Leute. Erst nach langem, unnötigem und erfolglosem Warten geht es weiter. Vorsichtige Fragen nach einer eventuellen Einkaufsmöglichkeit werden mit dem Hinweis auf den ultimativen Souvenirladen am Ende des Dauerlaufs beantwortet.
Wir
erklimmen durch einen engen, mit Lederwaren vollbepackten Laden eine Terasse,
von der wir einen berühmt berüchtigten Blick auf das Gerber- und Färberviertel
von Fes haben. Aus sicherer Entfernung sieht das alles pittoresk aus - die
Arbeitsbedingungen sind mörderisch aber unsere Kameras klicken am laufenden
Band.
Hurry, hurry, es geht weiter - auf uns wartet in einem großen
Teppichgeschäft das Mittagessen in Form eines gefüllten Fladenbrotes - nicht
unlecker. Anschließend gibt es einen Kurzdurchlauf in Teppichknüpfkunst- und
technik; lernen viel über Farben, Muster etc. und vergessen es gleich wieder und
dürfen uns für das eine oder andere Stück interessieren, was so viel wie "schon
gekauft" heißt.
Viel Geschäfte werden hier nicht gemacht, wir hetzen weiter
und landen im ultimativen Souvenirladen wo uns ein Querschnitt marokkanischen
Touri-Schrotts zu überteuerten Preisen angeboten wird
Soviel Dreistigkeit
habe ich nicht erwartet, aber unsere Crew hält diesen Laden für
"billig".
Aber trotzdem wird das eine oder andere Geschäft getätigt und viel
für unseren Ruf, Geld wie Heu zu haben, getan.
Als Kaufhöhepunkt ergibt sich schließlich die Möglichkeit zum Kauf von
Berberdecken und -kopfkissen. Hier sieht man deutlich, dass der Kaufrausch an
den Nerven nagt und wir werden Zeuge so manch unschöner Familienszene.
Für heute reicht es wirklich. Die Souks von Fes können sehr schön sein. Das
nächste mal gehe ich alleine rein, lasse mir vielleicht den Namen eines
zentralen Tores auf arabisch aufschreiben, um nicht verloren zu gehen, und
komme für einen Tag nicht mehr heraus
Der Abend auf dem Campingplatz endet mit dem üblichen Bier und Geschichtenerzählen.
Mittwoch, 8.9.
Wir
fahren in den "Moyen Atlas", den mittleren Atlas. Hier gibt es berühmte
Ski-Gebiete, ursprünglich für die französischen Kolonialisten und später für die
reichen Marokkaner. Die Orte sind mitteleuropäisch und wirken deplaziert, sie
passen irgendwie nicht so ganz auf diesen Kontinet - aber was passt für uns
Europäer schon nach Afrika.
Wir pausieren in Ifrane, lungern rum, trinken
Kaffee und schreiben Postkarten, that's all.
Wir fahren noch lange weiter, halten hier und da an Aussichtspunkten, wo man Mineralien und kristallene Steine kaufen kann. Abends landen wir auf einem öffentlichen, aber nicht organisierten Zeltplatz in der Wildnis. Hier gibt es keinerlei Infrastruktur. Er wird nur regelmäßig von Reisegruppen angefahren. Allerdings steht hier ein Auto in dem ein Pärchen sitzt, das bestimmt nur auf uns gewartet hat. Nach einem freundlichen Gruß nach dem Motto: Ihr habt bestimmt nix dagegen, wenn wir unsere Zelte direkt neben Euch aufstellen, oder so ..., machen sie sich fix vom Acker.
Der Platz ist sonst sehr schön, abseits der großen Straße und sehr offen. Diesmal will ich schlau sein, und das Zelt ganz geschützt unter dem einzigen Baum aufstellen - dafür habe ich voll die Rauchschneise erwischt.
Donnerstag, 9.9.
Es
geht weiter, wir wollen den mittleren Atlas überqueren und dann einen der
äußersten Zipfel der Sahara erreichen.
Wir kurven so rum Richtung Hauptstraße, da sitzt am Straßenrand eine Horde Berberaffen
Die Affen lassen sich aber nicht zu irgendwelchen besonderen Kunststückchen hinreissen, also fahren wir weiter. Der mittlere Atlas wird hier sehr interessant. Stellenweise kahl und hie und da mal ein Berberzelt oder eine Wasserstelle.
Wir fahren durch die Ziz-Gorges. Über etliche Zeitalter hinweg ist hier durch den "Qued Ziz" eine tiefe Schlucht entstanden. Sehe beeinduckend - und die Kameras laufen heiß.
Uli geht es nicht so geht, sie liegt jetzt etwas weiter vorne hinter der Fahrerkabine und sieht einfach elend aus. In Er Rachidia machen wir halt und es gelingt mir in perfektem Französisch - darauf bin ich tatsächlich etwas stolz - in der Apotheke etwas gegen dehidration zu ergattern. Es klappt. Uli rafft sich noch zu einem Schluck Cola auf und weiter gehts. Zu allem Elend kommt halt noch, dass dies die längste und schwierigste Etappe unserer Tour ist. Der für den Abend geplante Kamelritt in die Wüste mit anschließender Übernachtung in einem Berberzelt sage ich schon mal ab. Ich habe mich hier übrigens sehr gern solidarisch erklärt und es auch später keine Sekunde bereut.
Zu Mittag machen wir Rast in der "Source bleue de Meski", einer Oase mit Quelle - eher eine Wüstenbadeanstalt für Touristen mit Kaufzwang. Hier trifft sich alles, was in der Reisebranche Rang und Namen hat. Meistens sind es deutsche Touris, die natürlich auch in deutsch angesprochen werden. Die Preise sind überhöht und jeder Ladenbesitzer macht Dich zum persönlichen Freund, damit Du in seinen Laden gehst. Leider sind sie tourimäßig so versaut, dass es mit der Freundschaft schnell vorbei ist, wenn Du "nein" sagst und nichts kaufst. So aufdringlich wie hier sind die Händler auf der ganzen Strecke nicht. Volle abzocke also.
Na ja, Uli kann sich im Schatten noch
etwas ausruhen - ich kaufe trotzdem noch eine Kleinigkeit und der weibliche Teil
der Truppe kreuzt plötzlich mit bunten, teuren Tüchern, nach Tuareg-Art um den
Kopf geschlungen, auf.
Leider gelingt es später nur noch Ogechi, ihr Tuch so kunstvoll um den Kopf zu
wickeln.
In Erfoud nehmen wir nach einer kurzen Pause unseren lokalen Führer an Bord und nähern uns endlich der Sahara.
Unser Ziel ist das oben abgebildete Cafe Sud. Hier soll der Kamelritt losgehen. Wir sind allerdings nicht die Einzigen weil wenig später noch eine Horde Jeeps, aufgefüllt mit älteren Franzosen zum Sunset-Gucken, ankommt. Sofort istv das Cafe voller Menschen. Außerhalb, schon fast in der Wüste sitzen Kamele und warten auf Kundschaft.
Alle sind furchtbar aufgeregt. Für die meisten ist das der erste Kamelritt. Uli meint, ich solle doch mitreiten, aber ich bleibe dabei und bleibe da. Kurz werden noch einige organisatorische Sachen geklärt. Jetzt erfahre ich auch, was es in dem authentischen Berbercamp so mitten in der Sahara für unsere Gruppe zu Futtern gibt: Berberpizza - sehr authentisch. So begleite ich frohgemut die Gruppe zu den Kamelen - mache noch das eine oder andere Foto und wäre fast von einem Kamel angekotzt worden. Wenn nämlich ein Kamel zum Aufstehen gezwungen wird, rülpst es erst mal gewaltig, und da ich vor ihm stehe und ihm ins Maul gucken kann, sehe ich eine gallegrüne Suppe nach oben schnellen - wie ein kleiner Vulkanausbruch.
Glück gehabt !
Unsere Leute schaffen es endlich auf
den Kamelen zu Sitzen. Stolz sitzen sie da mit ihren tollen Tüchern. Troy
bepackt gerade ein weiteres Kamel mit unseren beiden Kühlboxen aus dem Truck.
Was wäre ein Berber-Experience ohne Bier !
Endlich, nach einer Ewigkeit, setzt sich der Trupp in Bewegung, Troy läuft lieber hinterher.
Wenn wir jetzt gehofft haben, dass nun Ruhe einkehrt, dann weit gefehlt. Die Franzosen sind noch da und da es gegen Abend zugeht laufen sie in offener Schlachtformation irgendwo Richtung irgendeiner Düne, von der man ganz toll gucken kann. Wer genau hinguckt, sieht dass plötzlich aus dem Nichts viele Einheimische - local guides - aufgetaucht sind und sich persönlich um die Franzosen kümmern. Das machen sie wirklich klasse, manche Leute müssen nämlich tatsächlich in die Wüste getragen werden. Natürlich haben sie auch einen kleinen Handvorrat Kleinigkeiten wie Schmuck dabei.
Der Sonnenuntergang ist nicht der
dollste, aber in der Wüste. Wir sind natürlich auch ein Stück durch den sand
marschiert. Die "local guides" lassen uns in Ruhe. Es sind ja genug
Franzosen da. Dafür spielen wir mit einem kleinen Skarabäus (Mistkäfer ?) der
lustig über die Dünen krabbelt Mit der Sonne verschwinden die Touris und
es wird jetzt richtig still.
Endlich Zeit unser cafe zu erkunden. Es sieht aus wie eine ehemalige Karawanserei mit früher mal hohen Mauern drumrum. Etwa abseits gibt es sogar ein Haus mit Duschen und Toiletten, hier ist wohl in der Saison ein Campingplatz. Es gibt viele Motive zum Fotografieren und das obwohl das Gelände gar nicht so groß ist. Wir sitzen dann noch rum bis zum Abendessen. Sue und Ron, ein englisches Ehepaar, sind auch hiergeblieben. Wir unterhalten uns ein wenig und ich esse tatsächlich authentisch: Kahia, eine hier übliche Tagine. Sehr lecker - und Uli ist auch ein wenig mit.
Die Nacht verbringen wir auf dem Dach des Cafes. Über den Tag ist das Lehmdach aufgewärmt. Wir suchen uns eine Ecke aus und geniessen die Ruhe - trotz endloser und lauter Gespräche vor dem haus durch Einheimische - und den Sternenhimmel. Ich für meinen Teil habe phantastisch geschlafen.
Freitag, 10.9.
In aller Frühe jedoch kommt die gleiche Menge Touris per Jeep angerauscht für den Sonnenaufgang. Der ist nun auch nicht so spektakulär - aber immerhin Wüste.
Die Heimsuchung ist bald verschwunden und wir gönnen uns erst mal ein Frühstück. Sehr lecker mit Minztee, Brot und Marmelade. Sue und Ron verköstigen sich am Truck, dafür schleppen sie extra Equipment raus wie Kocher und so - weil: Es ist ja bezahlt.
Wir warten jetzt nur noch auf unsere Berberpizza-Truppe, die auch bald durch die Wüste geritten kommt. (siehe oben - der kleine Punkt in der Mitte der Karawane ist Troy). Kaum angekommen wird erst einmal aufgeregt von der Nacht in der Wüste - unter Berbern - erzählt. Der loacal guide schlägt vor noch mal eben nach Merzouga weiterzufahren. Er ist ein wahrer Kenner der einheimischen Teppichknüpfkunst und kennt einen Laden wo man billig und wie unter Freunden einkaufen kann. Außerdem findet dort gerade zuuufällig eine Hochzeit statt und wir wären privilegiert und dürften ausnahmsweise zusehen. Na ja ...
Gesagt getan.
Merzouga ist ein wahrlich trostloses Nest. Die Straßen sind leer, es ist ja auch recht heiß. In den Häusern ist es dafür sehr angenehm kühl. Kinder warten bereits auf uns und die eine oder andere Gabe.
Wir
betreten ein bestimmtes Haus und finden uns in einem großen, verwinkelten
Teppichladen wieder. Sofort werden alle möglichen Teppiche vor uns ausgebreitet
und lange Erklärungen dazu abgegeben. So erkennt man z.B. am Muster, dass ein
Teppich von Frauen gemacht wurde etc. Die Prozedur zieht sich über die
übliche Zeit hin. Irgendwann zeigt man Interesse und steckt mitten in
Preisverhandlungen. Es gibt sogar einen Teppich, der mir gefällt. Nach einer
kurzen Preisanfrage mit deutlichem Hinweis keine Kaufabsicht zu haben, schlage
ich mit den aus dem Kopf. Der ist soviel wert, wie ein paar Urlaubsreisen. Nicht
mal einen Teil könnte und wollte ich dafür bezahlen. Was jetzt folgt ist ein
echtes Trauerspiel: Der Verkäufer ist beleidigt (unter Freunden ?) und nervt
mich für die nächste Stunde mit der Frage, warum ich nicht kaufen will. Der
Mensch ist völlig unbelehrbar und nervtötend. Die Masche ist die, dass mir als
Tourist unterstellt wird stinkreich zu sein (was aus deren Sicht stimmt) und mir
ein schlechtes Gewissen eingeredet und so viel Druck auf mich ausgeübt wird,
damit ich mein Gewissen "freikaufe" (was bei mir eher das Gegenteil
bewirkt - Nur das will die Nervensäge nicht wissen). So ist es also mit der
Freundschaft vorbei. Ich gucke noch ein wenig in andere verwinkelte Kammern,
werfe einen Blick auf andere Waren und verkrümel mich in den Truck. Selbst hier
kommt, kurz vor der Abfahrt die beleidigte Leberwurst hinterher.
Jetzt werden wir noch Zeuge einer
dieser seltenen Hochzeiten in dieser Gegend. Wir gehen ein Stück vom Trück weg
zu einem einsam dastehenden Zelt durch flimmernde Luft.
Als ob man auf uns gewartet hat, legt der Bräutigam mit zwei Kumpels los und
tanzt einen traditionellen Tanz. Normalerweise ist das wirklich etwas
Besonderes und dauert mehrere Tage bis die Hochzeit erledigt ist. Doch sieht es
Uli und mir doch verdächtig nach Showeinlage für Touris aus, und wir
verschwinden zurück zum Truck. Alle, außer uns, sind der Meinung etwas
besonders Tolles erlebt zu haben und loben unseren local giude in höchsten
Tönen. (das wir das mal erleben durften ...)
Als der Truck abfährt ist es mit dem Tanz auch schon vorbei ... Die Fahrtluft geniessen wir, es macht sie sengende Hitze erträglicher. In Erfoud gibt es noch einen kleinen Zwischenstopp auf ne Coke und weiter geht es zurück zur Hauptstraße nach Westen. Für eine kurze Zeit sieht es nach Regen aus, und es nieselt auch leicht. Ganz kurz schauert es, wir geniessen das Wasser. Wir fahren entlang an Schluchten und kleinen Bergen. Überall wo Flüsse sind, leuchtet grün das Gras. Die Farbkontraste sind traumhaft.
Bei Tinerhir ist der Blick am
schönsten. Schier endlos reicht das Grün.
Kurz darauf landen wir in Todra mit der berühmten Todra Schlucht (Gorges du
Todra).
Ei
Stück fahren wir mit dem Truck hinein. Die Schlucht ist sehr hoch und ganz
klein unten gibt es ein paar Hotels. Wir stellen den Wagen ziemlich am
gastronomischen Ende ab. Schlafen werden wir auf dem Dach eines der Hotels, bzw.
in einem auf dem Dach aufgebauten Berberzelt mit Matratzen und Teppichen.
Ich entscheide mich für die Freiluftversion.
Heide geht es nicht so gut und schläft
lange durch und andere haben plötzlich ein Magen- und Verdauungsproblem. Kurz:
Ein Drittel bis zur Hälfte unserer Gruppe ist krank ! Von der crew kann sich
das natürlich keiner erklären und Helen nimmt das doch tatsächlich
persönlich.
Arme Frau: Nun hat sie schon die ganze Welt umrundet und hat noch immer keine
Ahnung von Bakterien und sonstigem Kleingetier in armen Ländern. Sie glaubt
doch tatsächlich, das großzügiges Verteilen von Desinfektionsmitteln wie das
unselige Dettol vor Krankheiten schützen.
Ich bin ganz froh, dieses mal verschont geblieben zu sein, was durchaus nicht immer so ist, und nutze das große Angebot an sanitären Anlagen des Hotels.
Die Nacht auf dem Dach war ganz gut, obwohl sehr warm.
Sonnabend, 11.9.
Wir machen uns Lunchpakete und ziehen los in die Schlucht. Ein Mann auf einem Esel kommt vorbei und will, das sich Uli auf dem Esel fotografieren lässt - gegen bares. Sie will nicht, ich auch nicht, er wird ein wenig nervig und reitet einige Zeit weiter, für sein Anliegen werbend, hinter uns her. Wir werden ihn irgendwann glücklich los. Von nun an darf er Kulisse auf Fotos spielen.
Die Schlucht ist knochentrocken.
Hin und wieder überholt uns ein Laster mit Menschen drauf, die es gar nicht so
lustig finden, wenn ich sie fotografiere. Sie haben ja Recht.
Wirkt die Schlucht anfangs recht gewaltig, wird sie zusehends flacher und wirkt
irgendwann wir ein Tal. Erst mal wird es aber ganz schön heiß und anstrengend.
Einige aus der Gruppe (die Gesunden) kommen vorbei, darunter auch Ogechi, Nina
und Helmut. Während die Mädels die gesamte Schlucht durchwandern (reife
Leistung) bleiben erst Uli und Helmut und später ich auf der Strecke. So setze
ich mich auf einen Felsen und verdrücke meine Lunchpakete - Wandern macht
hungrig. Gemeinsam gehen wir zurück und sehen unterwegs noch eine ganz Menge
"squirrels", Erdhörnchen, die durch die Gegend flitzen.
Wir untersuchen noch ein wenig ein paar kleine Terassen-Äcker am trockenen Flusslauf, wo Uli
eine Schlange entdeckt.
Ansonsten ist hier bestimmt mehr los, wenn der Fluss richtig Wasser
führt.
Den Nachmittag sitzen und planschen ein
bisschen am/im Fluss und beobachten die Fifty-Packs mit Touris, die alle mal die
berühmte Schlucht sehen wollen. Es hat ein bisschen was von Kaffeefahrten:
Aussteigen, kurz gucken, ein paar Fotos, Teilnahme an einem authentischen Essen
und tschüß. Ganz so schnell sind wir zwar nicht, aber bestimmt auch nicht
besser.
Später machen Uli und ich noch einen Gang in die Gegenrichtung ins nächste
Dorf. Es ist hier zwar sehr interessant; wenn man aber als einzige Europäer
durch ein marokkanisches Dorf läuft, fällt man doch zu sehr auf. So ganz so
schön ist es dann also nicht.
Abends bekommen wir auch unser "authentisches" Essen. Es gibt Couscous, ziemlich lieb- und geschmacklos zubereitet und sehr trocken. Die Kellner sind nicht so besonders motiviert und mit den Getränken gibt es Probleme. So doll ist der Abend nicht. Die Nacht auf dem Dach dann auch nicht, weil hier irgendwo der Müll verbrannt wird, was hier so üblich ist, und wir dem Qualm nicht ausweichen können. Trotzdem liegt es sich nicht so schlecht unter dem Überhängenden Felsen und dem Sternenhimmel.
Sonntag, 12.9.
On the road again...
Die heutige Etappe wird zeimlich lang und führt uns durch die Strasse der Kasbahs. Zuerst sieht es aber noch normal wüstig aus. Wir halten kurz, zu kurz in Quazarate, wo wir sogar noch Souvenire finden und viel zu lang auf Heide warten müssen. Da es außerdem noch knalleheiss ist, bin ich auch entsprechend gelaunt.
Die bekannteste Kasbah ist "Ait Benhaddou". Hier wurde schon so mancher Wüstenfilm gedreht und sie liegt so ziemlich auf jeder Sightseeing-Route. Da aber jetzt keine Saison ist, ist es entsprechend leer und wir sind fast die einzigen Touristen.
Die Kasbah ist nicht mehr bewohnt. Es leben hier einige Leute für die Touri-Läden und einige local guides, von denen auch uns einer anführt. Die Kasbahs sind aus Lehm gebaute Wüstenfestungen kleinerer Feudalherren, um sich gegen nomadisierende Wüstenbanden zu schützen. Dies war wohl bis in dieses Jahrhundert hinein noch nötig. Während der französischen Kolonialzeit wurden die Festungen und Wehrdörfer aber nach und nach verlassen und die Kasbahs nicht mehr instandgehalten. Ait Benhaddou jedenfalls gehört zum Weltkulturerbe.
So klettern wir also munter in der Kasbah rum, gegen den einen oder anderen Dirham dürfen wir auch auf einen Turm. Nicht ganz ungefährlich, aber interessant.
Die Nacht verbringen wir abseits der Hauptstraße an einem kleinen Tal mit trockenem, niedrigem Buschwerk. Abends machen wir uns flambierte Bananen - zu irgendwas muss ja mein mitgebrachter Wodka noch gut sein.
Montag, 13.9.
Als wir morgens nach dem Frühstück so unser Geschirr trockenflappen, tauchen ein paar Hirtenjungen auf. Ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, halten sie uns für nicht ganz dicht.
Unser Ziel ist Telouet, eine andere Kasbah. Der Weg dahin ist sehr schön, die Straße ist kurvig und wir fahren schön langsam. Es gibt viel zu gucken.
Die Kasbah von Telouet ist ein wenig besser erhalten. Sie gehörte einem Fürsten, der zu eng mit den Franzosen zusammengearbeitet hatte und nach der Unabhängigkeit Marokkos Selbstmord beging.
Ein local guide erwartet uns bereits und wir dürfen rein. Dieses Gebäude ist
im Innern sehr gut erhalten. Es gibt sehr schöne Fenster und Wände mit
Mosaiken besetzt. Die Leute haben sich das wohl ganz gut gehen lassen.
Auch ein kleiner Ausflug auf das Dach ist wunderschön. Man muss allerdings ein
Faible für Verfallenes haben.
Hier könnte ich noch unendlich viele Fotos machen.
Auch der Blick über das Tal und über
den Atlas ist klasse.
Vorsichtig steigen wir wieder hinab und gelangen, verfolgt von einer Horde
Kinder, die Helmut mit Luftballons beglückt, an einem Friedhof vorbei zum
Laster.
Den restlichen Tag fahren wir über den hohen Atlas nordwestwärts in die Gegend um Marrakech.
Die Straße schraubt sich höher und höher und der Blick wird überwältigend. Meine Kamera läuft heiß und irgendwo auf einem Pass halten wir kurz und ich kann noch Souvenirs kaufen.
So geht das eine ganze Weile. Unten angekommen biegen wir auf der Hauptstraße nach Marrakech wieder ab und fahren wieder ins Gebirge hinein. Die Straße wird zur Piste. Wir fahren den Fluss Mizane entlang, halten kurz in einem Dorf mit einer Aneinanderreihung von Restaurants, wo sich Einheimische wie Touristen treffen, baden und sich auf Kamelen fotografieren lassen. Auch warten natürlich schon die Souvenirverkäufer.
Entlang des Flussbettes des Mizane fahren wir weiter. An den Hängen kleben einige Dörfer mit Häusern aus Lehm. Sie sehen tatsächlich wie angebackt aus. Wir gelangen wir nach Imlil, wo die Straße zu Ende ist.
Hier parken wir unseren Laster für
zwei Tage und machen ihn wetterdicht. Das für zwei Tage nötige Gepäck wird
auf Esel verladen.
Imlil ist Ausgangspunkt für Trekkingtouren zum Djebel Toubkal, dem größten
Berg Nordafrikas. Hier treibt sich so mancher Tourist rum.
Unser Führer, ein allseits bekannter und geachteter Mann mit einer glänzenden
Laune, bringt und in das eine Stunde entfernte und 100 Meter höher gelegene
Aroumd, auf 1900m . Hier werden wir erst einmal bleiben.
Der Blick ist schön, die Menschen im
Gasthaus sehr nett. Unser Führer liest uns jeden Wunsch von den Lippen und es
gibt warme Duschen.
Abends wird lecker gekocht und Bier ist auch genug da - Helen hat tatsächlich
ihre Dettol-Schüsseln mitgebracht.
Die Nacht verbringe ich als einziger - nur die Harten kommen in'n Garten - im Freien. Die Luft ist klar und angenehm kühl. So lässt es sich aushalten.
Dienstag, 14.9.
Helen, Nina, Orechi und Helmut sind früh morgens aufgebrochen, den Djebel Toubkal, den höchsten Berg Marokkos zu erklimmen.
Der Rest macht sich gemütlich auf den Weg - ein bisschen Wandern im Hohen Atlas. Unser Guide führt uns durch das Dorf und durch das fast getrocknetes Flussbett des Flusses Mizane direkt in die Berge.
Der Weg geht ca. zwei Stunden lang
über recht steinige Wege. Hin und wieder begegnet oder überholt uns eine
Maultierkarawane. Auch komplette Reisegruppen lassen ihre Ausrüstung auf die
Berge schleppen. Am Ende des Weges gelangen wir nach "Koubba des Sidi
Chamharouch", einem kleinen Nest mit kleine Läden und einer kleinen
Moschee oder einem kleinem Heiligtum mit einem großem, weißbemaltem Fels. Am
Fluss machen wir erst einmal Pause und verspeisen die mitgebrachten Lunchpakete.
Aus lauter Langweile befördern wir viele kleine Steine ins Flussbett.
Irgendwann klettere ich noch so für ne Stunde in den Bergen rum - war aber nicht
ganz ungefährlich. Oft muss ich einen Umweg
machen, weil ich den Weg nach unten nicht gefunden habe. Nach einigen Sprüngen
und Rutschern lande ich dann doch wohlbehalten bei den anderen. Auf dem Rückweg
lasse ich alle weit vor mir. Endlich mal Zeit für ein paar Photos. Kurz vor dem
Ziel ändern wir unsere Route und unser Guide zeigt uns sein Dorf. Er erklärt
uns aus der Vogelperspektive alle Einzelheiten und wo im Winter die
Skilifte stehen. Schwer vorstellbar.
Den Rest des Tages verbringe ich mit ein paar frühen Bier. Irgendwann kommen unsere Bergsteiger wieder. Von den beiden Turnschuhmädels hat es eine nicht geschafft, wegen Asthmaanfällen(!) und Helen hat es am Knie und durfte den Weg zurück auf einem Maultier reiten. Sah etwas erschlagen aus, die Karawane. Na ja, so hat jeder so seine Methode sich umzubringen.
Die Nacht verbringe ich wieder draußen, diesmal ist es aber zu warm und außerdem gesellen sich ein paar Jungs aus dem Gasthaus dazu. Sie quatschen zu laut und machen bei jeder Gelegenheit das Außenlicht an.
Mittwoch, 15.9.
Es geht zurück nach Imlil, zum
Laster. Wir nehmen einen anderen Weg zurück, am
anderen Ufer des Mizane, der uns einen schönen Blick auf Aroumd bietet.
Unterwegs sehen wir einige Arbeiter, die die Stromversorgung in die Bergdörfer ausbauen.
Unsere Photos finden sie aber gar nicht so lustig - nur kommen sie nicht schnell genug runter.
Die Fahrt am Mizane entlang verläuft ruhig. Wir nehmen noch eine junge Engländerin ein Stück mit.
Endlich erreichen wir gegen Mittag Marrakesh. Uli und ich können gar nicht schnell genug unser Gepäck komplett aus dem Laster holen. Hier werden sich nämlich in zwei Tagen unsere Wege trennen.
Das Hotel Focauld liegt sehr zentral am gleichnamigen Platz in Sichtweite der Koutoubia-Moschee. Unser Zimmer ist laut, das Fenster muss wegen der Wärme offenbleiben. Wir es die Marokkaner bei dem ständigen Lärm überhaupt aushalten ist nicht nur mir ein Rätsel. Vielleicht sind sie nach einem arbeitsreichen Tag so fertig, daß sie in ein begrenztes Koma fallen.
Nach einer kurzen Siesta ziehen wir los. Zuerst zum "Jema el Fna", dem bedeutendsten Platz Marrakeshs. Es ist voll tote Hose. Außer ein paar Futterständen ist noch nix los.
Hier liegen auch die Souks, eine Aneinanderreihung verwinkelter und oft überdachter Marktgassen, in denen man sich schnell verläuft, wenn man nicht aufpasst. Um diese Zeit ist es nach recht ruhig. Uli kauft ein paar Musikkassetten.
Auf dem Rückweg ins Hotel buchen wir noch schnell eine Anschlussnacht in einem kleinen Hotel in einer Seitenstrasse, die sehr ruhig erscheint. Unser Hotel ist ausgebucht.
Nachmittags gebe ich noch ein paar Klamotten zum Waschen, eine Angestellte des Hotels nimmt sie mit nach Hause, eine Laundry gibt es hier nicht.
Abends treffen wir unsere Gruppe wieder. Troy weiß, wo es Bier gibt, das ist nämlich gar nicht so einfach. Hier wird nur heimlich gepichelt - und so pilgern wir auf das Dach des Grandhotel du Tazi. Die Sicht ist nicht schlecht.
Der Turm der Moscheeruine Koutoubia, nahe unserem Hotel, ist angestrahlt und vom Jema el Fna kommt ein Höllenlärm. Helen zahlt uns das Geld für das Dinner aus und Troy und sie behaupten treuherzig, dass das Essen auf dem Jema el Fna sehr gut und völlig ungefährlich ist, sozusagen Dettolfreie Zone.
Auf dem Platz ist der Teufel los. Unmengen von Menschen, davon viele von Agadir herangekarrte Fiftypacks und viele, viele Schlangenbeschwörer, Artisten, Schreiber, Geschichtenerzähler und vieles mehr. Mittendrin ist eine Zone, wo kleine Freiluftrestaurants sind. Hier gibt es wohl so ziemlich alles, was zu Marokkanischen Küche gehört. Am besten schmecken uns dann aber die Merguez-Würstchen mit Salat und Pommes. Seeehr lecker.
Nach dem Essen gehen wir noch mal kurz durch die Souks, Zigaretten kaufen. Hier ist aber auch bald nix mehr los. Auf dem Dach des Cafe de France trinken wir noch einen Tee und ich mache das o.a. Foto. Die Athmosphäre die hier herrscht ist aber nicht rüberbringbar.
Irgendwann, wie bei einer Verabredung, trudelt unsere Gruppe heran und eilig werden Tische zusammengeschoben. Zeit zu Verschwinden, ist zwar unhöflich, aber so klein kann doch Marrakesh gar nicht sein.
Zum Schluss des Abends landen wir noch auf ein paar Bier im Tazi und finden dann den Weg zurück ins Bett.
Donnerstag, 16.9.
Nach einem merkwürdigem und sehr zähem Frühstück - es dauert ewig, bis wir etwas bekommen - bekommen wir eine Stadtführung. Wir gehen kurz zur nahen Moscheeruine, dann steigen wir in grüne Kutschen und der Kutscher treibt sein Pferd durch die abgasverseuchte Strassenluft.
Das
erste Ziel sind die "Tombeaux des Saadiens" (Gräber von wichtigen Sultanen samt Anhang). Sie
liegen direkt neben einer schönen, alten Moschee. Der Innenhof, wo diese
Gräber sind, ist eigentlich recht schön, wenn nicht Myriaden von Touris von
allen Seiten in ihren jeweiligen Landes- sprachen angebrüllt werden würden. Es
ist nix zu Verstehen.
Die
Einzigen, die sich darum überhaupt nicht kümmern sind streunende,
wohlgenährte Katzen.
Ich bin froh, aus diesem Hof wieder herauszusein. Wir klettern wieder in unsere Kutsche und fahren ein Stück weiter in die Altstadt.
Das auffälligste sind die vielen Storchennester auf so ziemlich jedem Schornstein in dieser Stadt.
Wir
gehen in den "Palais de la Bahia", einem riesigen Palast, der mal für einen
Großwesir gebaut wurde.
Auch hier gibt es ohne Ende Störche.
Außerdem gibt es hier ein Verlies, dass völlig offen und zu Besichtigen ist. Man kann sogar in die Verlieszellen hineinklettern. Als ich allerdings behaupte, auf Spuren vom Graf von Monte Christo gestoßen zu sein, glaubt mir das irgendwie keiner.
Den Königspalast können wir nicht besichtigen, der neue König weilt in Marrakesh.
So haben wir wieder viel Freizeit und Uli und ich verziehen uns gleich in die Souks. Wir suchen beide nach bunten Schalen. Die gibt es hier natürlich reichlich - nur sind die Schönsten bei einem bestimmten Stand. Der Preis erscheint uns zu hoch. Wir sind sicher, dass wir anderswo günstigere bekommen. Dies stellt sich als Trugschluss heraus, obwohl wir bis zum Rest der Reise nur noch nach bunten Schalen gucken. Als wir am nächsten Tag etwas reumütig zum ersten Laden zurückkehren, sind sie natürlich schon weg.
Ansonsten ist es jetzt in den Souks sehr ruhig - es ist Siesta. Keiner interessiert sich für uns; wir können in aller Seelenruhe stöbern.
Um 19.00 trifft sich die Gruppe zum
Abschiedsabend in der Neustadt von Marrakesh. Allerdings glauben wir unseren
Augen nicht zu trauen als wir sehen wie sich alle schick herausgeputzt haben. Wo
mögen nur alle diese Klamotten während der Fahrt versteckt haben.
Na ja, meine Hosen sind noch tragbar, das Hemd riecht noch nicht - also muss das
reichen.
Der Weg ist schier endlos, es geht eine schnurgerade, große Strasse, der
"Avenue Mohammed V", entlang. Rechts und links nur noch moderne
Geschäftshäuser und Hotels. Dieser Teil Marrakeshs hat nicht mehr viel gemein
mit der Altstadt. Auch die Leute wirken modern und "westlich".
Nach laaaanger Zeit, völlig abgehetzt und fertig, erreichen wir endlich das Hotel Tachfine mit seiner Mirador-Bar, einer Open-Air-Bar mit Alkohollizenz . Hier lösen wir ein Ticket für den Aufzug und fahren Richtung Himmel. Oben versuchen wir verzweifelt Platz für die große Gruppe zu finden, was natürlich nur schwer gelingt. Irgendwie, nach dem obligatorischen Tischezusammenstellen, finden wir endlich, mehr schlecht als recht, Platz. Die Bedienung kommt prompt, das Bier dann auch; unsere Crew die vorher gesammelte Knete; die Aussicht ist auch nicht so berauschend; meine Laune auch nicht.
Nach einem bisschen Small-Talk löst
sich alles wieder auf und wir wandern, diesmal etwas langsamer, zurück in die
Altstadt. Mein Magen knurrt und Uli und ich steuern eine Pizzeria an, die wir
schon auf dem Hinweg ausgemacht hatten.
Freitag, 17.9.
Zeit zum Abschied. Mit einem eher lachenden Auge verabschiede ich mich von
der Gruppe. Mir reichts jetzt wirklich.
Unsere Klamotten schleppen wir zum
neuen Hotel - für eine Nacht. Das Hotel, das einen Tag vorher so schön ruhig
in einer Seitenstrasse lag befindet sich heute teilweise im Bau - natürlich
genau über unserem Zimmer. Dafür können wir hier fernsehen, obwohl das Gerät
mit nur ca. 10 Meter Luftlinie gar nicht so fern ist.
Na ja, wir hoffen auf eine ruhige Nacht. Jetzt geht es erst einmal um unsere
Weiterfahrt.
Nachdem wir haarscharf an den Souks vorbei den Busbahnhof erreicht haben,
stellen wir fest, dass man die Tickets erst am Abfahrtstag kaufen kann. Den
Rückweg machen wir wieder quer durch die Märkte. Gelegentlich werden wir von
Rad- und Mopedfahrern vom Weg gehupt oder geklingelt, und der eine oder andere
Verkäufer geht uns schwer auf den Keks. Ich guck ja noch nach einem Teppich ...
Irgendwann kaufen wir dies und das, Uli hat ein richtig gutes Kauferlebnis bei einem sehr sympathischen Händler; nur die Schalen finden wir niemals wieder.
Im Hotel fällt die Siesta wegen der Handwerker aus. Wir laufen wieder, ziemlich ziellos durch die Altstadt; sind genervt und gehen uns gegenseitig auf den Wecker. Es wird Zeit zu Verschwinden. Drei Tage Marrakesh sind wirklich genug.
Sonnabend, 18.9.
Die Nach war ganz ok. Wir frühstücken in einem Strassencafe - genauso wie gestern. Anschließend packen wir unsere sieben Sachen, nehmen ein Taxi, fahren zum Busbahnhof, kaufen Tickets und kehren der Stadt den Rücken.
Der Bus ist nicht das neueste Modell. Eigentlich habe ich auch keinen Älteren auf dem Bahnhof gesehen. Hier fahren nur Einheimische mit, unser Gepäck landet auf dem Dach. Nachdem alle Strassenhändler einmal durch sind, geht es endlich los.
Die Fahrt ist angenehm - mit einer zu
langen Pause in einem kleinen, wohl namenlosem Kaff auf halber Strecke. Der
Busfahrer macht die Pause nach Gutdünken, taucht dann längere Zeit nicht mehr
auf und war kurz davor, sich den Unmut einiger Mitreisender
zuzuziehen.
Unser Ziel "El Jadida" erreichen wir trotzdem rechtzeitig. Wir zahlen
zuviel für das Abladen unseres Gepäcks und zuviel für das Taxi ins
Zentrum.
Sehr zielstrebig steuern wir das Hotel Maghreb an, einem billigen, einfachen und
sauberen Hotel, das früher mal sehr glanzvolle, koloniale Zeiten erlebt haben
muss. Die Räume und Hallen sind riesig. Die Decken sind bestimmt fünf Meter
hoch und die Betten stehen etwas verloren im Raum. Der Wasserhahn am Waschbecken
geht gelegentlich bis gar nicht, dafür ist das Hotelpersonal supernett und
schleppt für die warmen Duschen extra eine große Gasflasche herbei, die dann
mal soeben an das Hausnetz rangeklemmt wird. Für den Preis von umgerechnet
fünf Mark haben wir es super getroffen. Unser Zimmer geht zwar zu einer
Strasse, ist aber nicht so laut und die Luft ist hier ganz gut, weil wir in
Richtung Meer gucken.
Sofort erkunden wir die Stadt.
El Jadida liegt direkt am Meer und wird durch eine ehemalige Portugiesische Festung beherrscht. Ein Hauptstrasse durchzieht die Stadt von Nord nach Süd. Hier stehen die repräsentativen Bauten wie Theater, Rathaus, Post etc. Ebenso gibt es ein Kino.
Die Gebäude sind zwar zum Teil etwas heruntergekommen, verströmen aber einen angenehmen Charme. Dies gilt sicherlich nur für uns Touristen, von denen es hier sehr wenige gibt. Die Menschen hier sind natürlich sehr arm und die Wohnungen sehr verfallen.
Die rauhe Meeresluft ist auch nicht gerade gut für die Gebäude. Ansonsten wirkt El Jadida sehr ruhig und ausgeglichen. Der ideale Ort, um am Schluss unserer Flapping-Tour etwas auszuspannen.
Das nahe Meer ist schnell erreicht. Die Schäden der letzten Saison werden ausgebessert. Am Strand spielen viele Fussballmannschaften - der Strand ist der Bolzplatz. Im Wasser ist niemand, es dürfte auch saugefährlich sein, bei den Wellen.
In der Ferne liegt ein Schiffswrack, das mein Interesse erregt. Noch weiter dahinter liegt der Club Mediteranee, wo sich jetzt wohl Swati aus New York verwöhnen lässt.
In einem Cafe trinken wir den guten
Cafe au Lait, ich frage noch nach dem Laden für Bier (es gibt natürlich auch
einen leckeren Rotwein).
Nach dem Abendessen im Restaurant Chahrazad geht es shopping. Abends verwandelt
sich die Hauptstrasse in einen riesigen Markt auf dem es so ziemlich alles zu
kaufen gibt. Die ganze Stadt ist unterwegs, es wird stellenweise sehr eng. Ein
gelegentlicher Kontrollblick auf den Tagesrucksack ist
leider notwendig. Na ja, es ist zum Glück nichts passiert.
Manche Gassen sind sehr dunkel und überall tobt das Leben.
Sonntag, 19.9.
Es regnet. Unser Strandtag fällt somit aus. Wir frühstücken in Cafe
neben dem Cinema de Paris. Leider gibt es nicht die beliebten Scko-Croissants.
Dafür holt der Kellner aus dem Laden gegenüber belegte Baguettes.
Anschließend geht es in die Cite Portugaise, der Altstadt inmitten der alten
portugiesischen Festung. Wenigstens haben wir unsere Regensachen nicht umsonst
dabeigehabt.
Hier hat der Zahn der Zeit schon fürchterlich zugeschlagen. Die Altstadt wirkt ziemlich verfallen. Eine der wichtigsten Attraktionen ist die Citerne Portugaise, eine grosse Zisterne mit riesigen Gewölben. Da es draussen sowoeso regnet, gehen wir rein.
Außer uns ist nur noch eine
französische Familie auf die selbe Idee gekommen.
Einer nachfolgenden, deutschen Reisegruppe können wir gerade noch entkommen. Der Regen lässt etwa nach und wir können die mächtigen Stadtmauern erkunden. Von hier können wir etwas in die Altstadt gucken. Jugendliche spielen Fussball, Erwachsene lassen sich kaum blicken. Zur Meerseite hin sehen wir den Hafen, der durch eine grosse Mole geschützt wird. Der Regen wird weniger, die Luft ist klar und als auch noch einige Sonnenstrahlen durchbrechen haben wir sogar optimales Photolicht.
An der Südseite der Festung liegt der Zugang zur Mole. Hier ist auch ein beliebter Müllplatz. Der Müll wird einfach an den Strand gekippt. Hier ist ja auch keine Promenade.
Die Mole ist sehr lang und wird bei diesem Wetter nur noch von ein paar Anglern frequentiert. Von hier aus ist auch das Hafenbecken einzusehen. Außer ein paar Fischerbooten liegt hier noch ein ehemaliger deutscher Seenotrettungskreuzer.
Natürlich machen wir auch hier unsere übliche Siesta. Danach geht es aber endlich an den Strand. Ein paar Jungen gehen uns ziemlich auf den Wecker und werden nur durch einen freundlichen Mann, der sie ziemlich zusammenscheisst, gebremst. Außer Laufen im feuchten Sand, so zwischen den Wellen kann man hier aber auch nichts tun - obwohl es Spaß macht. Der scharfe, landseitige Wind treibt viel Sand vor sich her; im Strand liegen ist undenkbar.
Auf dem Rückweg kommt auch noch der Gestank von verbranntem Müll dazu. Das Anzünden des Mülls ist hier aber so üblich. Da es auch noch überall bei Einkaufen schwarze Einkaufstüten gibt, die beim Verbrennen hochgepustet und weggeblasen werden, ist Marokko ein mit Plastiktüten gesprenkeltes Land.
Abends wird das Wetter wieder schlechter und wir kommen völlig durchnässt aus dem Restaurant ns Hotel zurück.
Montag, 20.9.
Heute wollen wir nach Azemmour.
Nach dem Frühstück - mit Croissants - laufen wir schnurstracks zum Busbahnhof.
Hier werden wir erstaunlicherweise am Schalter, wo groß Azemmour dransteht
abgewiesen (es fahren gar keine Busse). Die Taxifahrer vor dem Bahnhof kennen
das Wort und natürlich auch den Ort nicht und ein helfender Polizist versucht
uns zwar etwas zu erklären, spricht aber sehr undeutlich. Ein Frau klärt uns
auf und zeigt uns die Sammeltaxis, alte Mercedes-Taxis aus Europa, die in einer
Seitenstrasse stehen. Diese Taxis fahren nach Azemmour und nach Casablanca. Ein
Vermittler übernimmt die Einteilung. Wir müssen auf den Beifahrersitz. Der
Fahrer beschwert sich über die Art wie Uli auf mir sitzt. Die Leute hier sitzen
lieber unbequem und dafür keusch. Jetzt ist es an uns, uns auch mal doof zu
stellen. Irgendwann fährt der Fahrer los. Ich meine wir sind acht Personen im
Auto, es können auch mehr sein. Es ist ohnehin egal, ob ein Mercedes Federn hat
oder nicht - zu schwachbrüstig sind sie bei uns auch immer.
Nach einer halben Stunde landen wir auf einem großen Platz am Rande der Stadt.
Hier stehen wieder ganz viele Sammeltaxen und warten auf Leute.
Wir gehen den Weg hinunter in die Stadt. Azemmour lag wohl früher mal am Meer. Jetzt liegt es etwas zurückgezogen an der Mündung des Flusses "Qued Oum er Rbia". Eine portugiesische Festung beherrscht das Stadtbild.
Eine
Medina liegt innerhalb der Festung. Sogleich heftet sich ein Kind an unsere
Fersen und will uns die Altstadt zeigen.
Wir werden es nicht los und merken bald, dass es nicht erwünscht ist, ohne Führung in die harmlos anmutende Medina hineinzugehen. Die Menschen hier wirken nicht sehr freundlich gesonnen.
Wir verlassen die Festung wieder und schauen uns den Teil der Stadt außerhalb der Festung an.
In einem Straßencafe gönnen wir uns einen Cafe au Lait.
In der Einkaufsstrasse versuche ich noch immer einen Satz bunte Schälchen zu ergattern und grase ein Geschäft nach dem Anderen ab - Fehlanzeige.
Wir beschliessen, Azemmour zu
verlassen.
Durch kleine mehr oder weniger vertrauens- erweckende Seitengassen lotse ich uns
zurück zum Taxi-Platz.
Die Prozedur ist ähnlich wie auf dem Hinweg. Diesmal sitzen wir allerdings
hinten
Den
Nachmittag verbringen wir noch an der Strandpromenade in El Jadida am Strand.
Unseren letzten Abend essen wir in einem Restaurant wo es Burger gibt.
Außerdem gibt es Unmengen von Katzen
(hoffentlich nicht in den burgern), die sich auf dem Dach und nahe den Fenstern
tummeln. Dreckig war es auch.
Dienstag, 21.9.
Der Tag der Rückreise nach Casablanca beginnt natürlich mit Cafe au lait und Croissants, wie denn sonst.
Wir wissen ja nun wo der Busbahnhof
ist, zahlen trotzdem den Taxipreis und kaufen unsere Tickets und zahlen extra
dafür, dass ich unser Gepäck einladen darf.
Die Fahrt verläuft ganz angenehm. Uli unterhält sich angeregt mit einem
Marokkaner, der - aufgepasst und Lästerzunge im Zaum - deutsch spricht.
Nach ca. 2 Stunden, in Casablanca bugsiere ich unser Gepäck alleine und kostenlos aus dem Kofferraum. Nicht, dass ich knauserig bin, aber diese Abzockerei der Busgesellschaften nervt schon ein wenig, vor allem, da man nichts für das Extrageld bekommt.
Mit dem Taxi geht es schnurstracks in unser Hotel, dem Ausgangspunkt unserer Tour. Das Einchecken geht erstaunlich fix, wir bekommen sogar ein Zimmer auf der ruhigen Seite.
Nach einem Cafe im Bahnhofsrestaurant und einer kurzen Ruhepause fahren wir noch mal in Richtung Medina.
Hier suche ich natürlich wieder vergeblich nach den bunten Schalen. Der Markt hier kommt mir viel größer und voller vor, als am ersten Tag. Nach längerer Zeit finden wir auch heraus. Am Place der Nations Unis sitzen wir noch in einem Cafe beim Tee und werden von zwei Marokkanern eingeladen. Sie haben viel interessantes zu erzählen uns so sitzen wir hier sehr lange. Bestimmt wäre auch mit denen ein interessantes Geschäft zustande gekommen - einer spekuliert auf meine Sowjet Uhr - aber irgendwie ist das gar nicht so wichtig.
Abendessen gibt es wieder beim Hotel wie am ersten Tag - natürlich wieder diese leckeren kleinen Würstchen. Uli erinnert sich an die Spaghetti, die damals (damals ?) Swati gegessen hatte.
Im Hotel gibt es noch ein paar Bier auf Kreditkarte. Das Taxi für den frühen morgen (4.30 Uhr) ist bestellt.
Mittwoch, 22.9.
Es ist sehr früh ...
Jetzt weiß ich, warum es mit dem Einchecken so einfach und schnell ging. Die Leute hier haben gar nicht mit uns gerechnet und hielten uns für neue Gäste, die nicht mühsam über Gutscheine abgerechnet werden müssen. Entweder Isis oder Guerba haben uns schlichtweg vergessen.
Als wir also schnurstracks mit Gepäck zum Taxi stürzen, ist da noch der Portier, der nach Geld fragt(!).
Mir ist es ja etwas unangenehm - ich suche also, leicht nervös, in meinem mühsam gepackten Rucksack nach dem Sch...-Voucher, den ich natürlich in der Eile nicht finde. Der hätte uns natürlich sowieso nichts genützt, weil das Hotel einfach nichts darüber vermerkt hatte.
Na ja, die Kreditkarte ist unsere
Rettung. Trotzdem sitzen wir leicht genervt und völlig übermüdet im Taxi und
hoffen, dass nicht noch irgendwas dazwischenkommt.
Frühstück is nich. Irgendwann macht eine Snack-Bar auf. Wir trinken noch
schnell Cafe und essen noch kurz etwas.
Der Flieger geht pünktlich. Nach dem Zwischenstopp in Amsterdam und einer zu langen Wartezeit lande ich dann doch wohlbehalten und vollbepackt in Hamburg.
P.S.: Das Geld für die Übernachtung in Casablanca wird mir später völlig problemlos von Guerba erstattet.